07:20 wow, lange geschlafen. Über die Gemeinschaftsdusche zum Frühstück im Hostel. Sehr lecker, sehr viel Auswahl. Für ein Hostel Weltklasse. Krabben, wenn nicht hier, wo dann. Und keine die über Marokko gepult worden sind. Frisch vom wässrigen nebenan. Heute verlassen wir das Nordkap und brechen auf in Richtung Russland. 50% der Rallye sind Geschichte, 3.879 km sind bis gestern Abend abgespult worden. Es wurden knapp 380 Liter Sprit verbrannt und gefühlt 12.000 Schaltvorgänge vollzogen. So langsam schießt sich also der Kreis um die Ostsee.
Beim Frühstück wurde die heutige Route besprochen. Ich war mehr damit beschäftigt noch mal kurz zu checken ob wir alle Bilder und Videos in die Dropbox hochgeladen haben damit die nächsten Episoden unserer Serie „The Return of the FuntasticSix“ ordentlich geschnitten werden können. Nicht aktiv mit zu planen soll sich später als fataler Fehler herausstellen. Nun ja, erst mal Klamotten wieder einpacken, und auf geht’s. Erstes Zwischenziel, die Grenze nach Finnland. Auf der Brücke über den Grenzfluss war das „offizielle Grenzschild“, zumindest dass was man noch erkennen kann. Die 9. Baltic Sea Circle hat ihre Spuren hinterlassen. Etliche Team sind hier wohl schon lang gefahren und haben Teamaufkleber und sonstiges auf das Schild geklebt. Wollten wir auch machen, inkl. Dem obligatorischen Grenzfoto. Direkt hinter der Brücke ist eine kleine Straße die rechts abging. Da wir aber wie immer mit deutscher Gründlichkeit einparken #MeinPlatz war es unmöglich das mal eben so drei Autos hier parken können. Bin ich also alleine auf die Brücke und habe das Selfie als Selfie und nicht als SextettSelfie gemacht. Und unsere Teamaufkleber auch ordentlich platziert. In dieser Situation musste ich auch erst mal feststellen dass mein Hyper-Spaciger-Selfie-Stick in original Team-Orange-CI langsam aber sicher den Geist aufgibt. Zurück zum Auto, 150 Meter weiter gefahren und dann das Gruppen Selfie vor dem Warnschild gemacht wo drauf steht wie schnell man fahren kann.
Die Strassen danach mega-öde. Nur durch karge Landschaft, links rum, rechts rum, ewig gerade aus, aber dafür rauf und runter wie in der Achterbahn. Wie auch schon in Norwegen sollten wir hier besonders achtsam sein, denn es wird häufig gelasert. Die Frage kam gleich hoch, Augen und/oder Beine? Großes Gebrülle in allen Autos. Ähnlich wie Waldorf und Settler die plötzlich bei den Muppets in großes Gelächter ausbrachen. Und ja, wir haben Tränen in den Augen gehabt.
Irgendwo im Off, bei Inarijärventie, in der Nähe von Ivalo (wer denkt sich eigentlich solche Ortsnamen aus?) kurze Klöchenpause. Ich wollte auf dem Notebook noch kurz einen Bericht fertigstellen, die anderen sind schon mal raus nachdem wir wie immer sehr fachmännisch eingeparkt haben. Danach musste ich die Truppe erst mal suchen. Habe zuerst eine. Bären gesehen der mannshoch vor einem Souvenirladen steht und was auch immer in welcher Sprache Schlager Musik trällert. I Laden selber kein FuntasticSix Team Member. In einem eher kleinen Häuschen, kommt eher einem Hexenhäuschen gleich hat der Rest des Teams schon Patz um eine Feuerstelle genommen und den Geschichten einer echten finnischen Wandergesellen gelauscht. Am Ende hat er uns allen eine Portion Räucherlachs verkauft. Auch so ein Top-Seller. Erst mit Geschichten weichkochen und dann aus der Hüfte heraus das Tagesangebot frohlocken. Herrlich. Aber Lachs und Kartoffelpüree war lecker. Es gab nur 4 schicke Lachse, also mussten Jörn und Simone Rudolf das Rentier verspeisen. Auch lecker.
Nachdem mein Macbook wieder 100% Akkuleistung vorweisen konnte, Tanja und ich uns in das Gästebuch des Ladens eingetragen ging es weiter. Aus der Richtung die wir einschlugen ahnte ich schon das irgend etwas unvorhergesehenes heute noch passieren würde. Wir überlegten wo wir heute Nacht schlafen würden. Aufgrund des eher suboptimalen Wetters war klar dass das Auto nur im Notfall zum Schlaf der Gerechten genutzt werden soll. Wir hatten so etwas wie Smugglers Inn gefunden. Gebucht, günstig und anders als die anderen Übernachtungsmöglichkeiten aus der Vergangenheit. Als wir einbogen dachte ich zuerst wir machen jetzt bei den Karl-May-Festspielen als Statisten mit. Das einzige was fehlte waren Fortbewegungsmittel unter 140 PS, weit unter 140 PS, eher 1 PS. Aber die Hütten, für jedes Pärchen eins waren mega cool. Western Style mit Fell an der Wand und offenen Kamin in der Hütte. Und ordentlich Holz davor. Gleich mal gezündelt. Ob die echten Cowboys auch Grillanzünder genommen haben um Ihr Lagerfeuer oder den Kamin anzuzünden? Ich weiß es nicht, es brennt jedenfalls innerhalb von Sekunden lichterloh. Und schön anzuhören ist es auch. Wir wollten uns in Simones und meiner Hütte treffen um das eine oder ander Kölsch zu trinken und Holz vor der Hütte zu verbrennen. Nebenbei ein bisschen Käse, Wasabi Nüsse und Chips. Jetzt kommt der Augenblick wo es sich rächen wird nicht aktiv an der Routenplanung teilgenommen zu haben.
Ich fange mal so an. Als ich ich bei der Marine zu See gefahren bin gab es innerhalb der Ostsee wo ich stationiert war nur einen wichtigen Hafen der in jeder verdammten Natoübung eine Rolle gespielt hat. Murmansk. Umso mehr freute ich mich dass ich nun auch endlich mal den Hafen nicht nur als Punkt auf dem Radar sehen kann sondern leibhaftig dort herumfahren, spazieren einfach die Luft dort wegatmen kann.
Ich dann so: „ich freue mich total auf Murmansk“. Stille. Mindestens 15 Sekunden, dann unbändiges Lachen der anderen 5 Team Members. Tränen in den Augen, wieder. Und noch mal. Ich habe nichts verstanden. „Wir hatten doch eindeutig beschlossen dass wir nicht über Murmansk fahren“. Eindeutig? Da fehlt ja wohl einer und dann wäre es eher einstimmig. Wir warne schon etliche Kilometer weit weg von der Möglichkeit Murmansk anzufahren. Schade eigentlich. Neben den Insider Schlagwörtern „Schlammpizza“, „Pizzaschnecke“ jetzt das nächste, „Murmansk“ und jeder bekommt wieder Schnappatmung wenn er/sie es hört. Nun ja, Witze können. Ja auch gerne über ich und auf mich gemacht werden. Ich ärgere mich trotzdem 🙂 So fahrlässig das Ruder aus der Hand hau geben. Jetzt wurde mir die Rechnung quittiert. Nach einigen Kölner Döschen sind wir dann ins Bett. Noch ein paar Holzscheite lässig in den Kamin geworfen und sich auch noch damit vertraut gemacht ob wir evtl. Den Kohlenmonoxid Tod heute Nacht sterben. Nein, tun wir nicht, denn morgen soll es weiter gehen. Ich bin immer noch der Meinung wir sollten Murmansk anfahren. Ich bin auch der Meinung in der Hütte fehlt noch das Bärenfell. Und außerdem bin ich der Meinung dass wir jetzt alle die Augen zumachen müssen. Morgen gibt es als erstes das Gold-Miner Breakfast. Ich freue mich jetzt schon drauf, mache die Augen zu und träume von enthaarten und gelagerten Beinen in Murmansk. Good Night.
Murmansk???