Die Winklevoss Brüder bei der S.A.C. – Hier sind nur schöne Menschen unterwegs

Guten Morgen St. Petersburg, Wir haben sehr gut geschlafen. Es ist 08:00 Uhr. Frühstück. Nebenan, nicht im Hotel, denn hier wird keines angeboten. Daher gleich alles in die Autos verladen, frühstücken und los. Da habe ich doch glatt mein MacBook auf der Motorhaube liegen gelassen und nach dem Frühstück lag es da einfach so rum. Ehrliche Leute in St. Petersburg.

Wir fahren los, wollen noch mal zu der Sommerresidenz vom Peter, der sogenannte Petershof. Haben wir uns mehr vorgestellt als nur ein riesiges Anwesen mit einem megagroßen Gebäude drauf. Viel zu sehen gab es da nicht. Also Kaffee getrunken und weiter. Heute werden wir wieder Russland verlassen und nach Estland einreisen und in die Nähe von Tallin fahren. Je weiter man aus dem Zentrum von St. Petersburg raus fährt um so grauer und trister wird es. Plattenbauten bestimmen den Horizont. Teilweise megaalte Strassenbahnen kreuzen die Strassen. Die Verteiler auf dem Dach sind mehr oder weniger nur dicke Kupferplatten wo mit dicken Flügelmuttern die Kabel angeschlossen sind. Aus den Kabelschuhen sieht man schon zig. Kupferadern die da raus oxidiert sind. Der Stromabnehmer hat nur eine Öse wo ein Stahlseil befestigt ist. Die Öse des Seils ist aus Kunststoff. D.h. der Fahrer der Bahn zieht den Stromabehmer per Hand wieder nach unten. Das ganze Teil ist mit 700 Volt auch voll unter Spannung. Das einzige was ihn davon trennt ein Häufchen Asche zu werden ist diese eine Kunststofföse. Vertrauen in die Technik nennt man wohl sowas.

Die Fahrweise auf der Straße in Richtung Grenze nimmt schon wieder diese Reality TV Züge an. Links, rechts, egal ob Überholverbot oder Geschwindigkeitsbegrenzung. Die ganzen Verkehrsregeln gelten wohl nur für diejenigen die da nicht wohnen. Und das sind wir.

Eine Strassenkontrolle, wie man sie aus James Bond Filmen kennt. Natürlich werden nur wir raus gewunken. Der russische Polizist sagte uns das wir hier nicht weiterfahren dürfen. Für Ausländer gesperrt. Irgendwas militärische scheint da zu sein, wir müssen umdrehen und diesen Bereich umfahren. Hört sich an wie bei den Verkehrsnachrichten. 🙂

Ok, haben wir gemacht. Bis zur Grenze nach Estland ist es nicht mehr all zu weit. Wir tanken noch mal alle Autos randvoll auf. Bisschen mehr als 1,00 DM kostet der Sprit, das hatte ich das letzte Mal 1985. Als wir auf die Grenze zufuhren und schon ein paar Autos in der Schlange sichteten war klar, die parken hier nur. Also dran vorbei. Da kamen die wild fuchtelnden Arme uns schon entgegen. Anstellen, aber bitte hinten. Und das Ende war in der Querstrasse. Irgendwo kurz vor Wladiwostok. Wir stellten uns die Frage ob wir überhaupt noch heute Russland verlassen können. Da standen wir nun. Und warteten. Und warteten. Ich habe dann auch mal die Drohne aufsteigen lassen um mal ein bisschen zu sehen wie und wo es weitergeht, oder wo nicht. Außer dass es einfach immer nur schöne Aufnehmen sind gab es aber keine neuen Erkenntnisse. Der Vogelschwarm in den Bäumen findet die Drohne gar nicht lustig. Sieht sie eher als Feindbild was bekämpft werden muss. Interessante Aufnahmen auch hier.  Bevor so ein Kamikaze Vogel in der Luft von den Rotorenblättern geschreddert wird fliege ich die Mavik Pro lieber wieder zurück.

Pringles, Erdnüsse, Wasabi Nüsse, die Wartezeit an der Grenze kann jemanden der labil ist sehr schnell adipös machen. Und dann, nach 4 Stunden war es endlich soweit. Wir sind direkt bei der Grenze. Völlig umkoordiniert wie das hier abläuft, irgendwer kommt einfach mal vorbei und möchte Pässe sehen, diesen wilden Schrieb von gestern bei der Einreise. Aber alles ohne dass man jetzt irgendwie das Gefühl hat, es passiert was. Am Grenzposten Häuschen dann nochmal alles abgeben, irgendwann kommt dann mal jemand vorbei. Alles aufmachen, Motorhaube, alle Türen. Schauen unter der Luftmatratze, in die Kartons, u.s.w. Es gab aber nichts zu beanstanden, auch nicht meine willkürliche Passnummer. Die Einreise in Lettland gestaltet sich daher als harmlos. Dieser ganze Wahnsinn auch um Feuerlöscher die man unbedingt im Auto haben muss hat sich auch hier auch als unnütz herausgestellt. Und wir haben uns zum Glück von diesem Fake News Virus nicht anstecken lassen.

In Estland sind wir uns nicht einig was wir heute machen wollen. Auf jeden Fall erst mal hin zur Party im offiziellen Fahrerlager. Ob wir dann da auch übernachten ist noch unklar. Klar ist schon mal das SiMone und ich auf dem Zeltplatz bleiben. Wir sind dann mal von Tisch zu Tisch, Team zu Team und haben uns viel unterhalten. Jörn, Simone, Tanja und Sven sind los, sie möchten lieber in ein Hotel nach Tallinn weiter. Wir werden uns dann morgen früh dort treffen.

SiMone und ich mischen uns wieder unter den erst der BSC. Det haben wir auch wieder getroffen, alter AOR Kumpel. Mr. Zuverlässig Dieter war auch da, Und Holger vom Team Familenausflug. Die Jungs vom Fake Taxi auch. Wir haben aber zwei weitere Teilnehmer getroffen. Brüder wie man unschwer erkennen kann. Wie üblich unterhält man sich so, wo kommt ihr her, womit fahrt ihr, hattet ihr Probleme, und und und. Also, jetzt wird es ein wenig ausführlicher. Die beiden Strahlemänner (haben mich irgendwie auch sofort an die Winklevoss Brüder erinnert) kamen von der Insel Langenoog. Sind mit mehreren Leuten unterwegs, die sie aber nicht kannten, d..h. sie fahren nur die Rallye zusammen. Kann man machen 🙂 Und sie fahren einen top restaurierten T2 in gelb und einen T3 in rot. Und noch ein anderes „Normales“ Auto. Habe vergessen welches. Ich hatte dann gefragt ob sie nicht Angst haben mit diesen top restaurierten Fahrzeugen diese Tour zu fahren. Die VW Busse sind nur für die Rallye gemietet worden war die Antwort. Dachte mir, naja, auch das kann man machen, wird nicht billig sein, gerade auch weil man mit den Autos auch durch Russland unterwegs ist. Irgendwie kam dann noch das Thema „Media Team“ zu sprechen. Die filmen einiges für die S.A.C. Hatte höflich gefragt ob sie auch Drohenvideos von mir haben möchten (dann wären ja auch FuntasticSix Autos mit auf dem offiziellen Video), man merkte aber dass sie kein echtes Interesse haben. Die Jungs mit dem Colgate Zahnpasta Lächeln, trainiert, gut gebaut, hauten dann den Kracher raus. Auf die Frage was sie denn so filmen kam die Antwort. „Naja, wenn man so einen Film für die S.A.C. macht der auch Werbung für die S.A.C. sein soll, und das ma besten über die Grenzen von Europa hinaus, dann ist es natürlich wichtig dass man auch Leute hat die gut aussehen. WTF. Wie bitte? Die 1,60 Frau die sich vor dem Lagerfeuer auf einem Handtuch räkelte und angeklebte Wimpern hat (und diese auch regelmäßig neu klebt, macht man ja auch bei einer Rallye) ist die Bachelorette aus Kanada, die Jungs aus Kanada und das Auto, auch Teil des Imagefilms des S.A.C. Also alles Statisten, Schauspieler die dafür bezahlt werden das ein ganz tolles Werbevideo mit super gut aussehenden Menschen und sehr schönen Autos dargestellt wird. Die „echten“ Rallyefahrer sehen da nicht gut genug aus. Und, oh welch Überraschung“die Touren der S.A.C. sind sogar über die Landesgrenzen hinaus begehrt. Sogar Kanadier fahren mit. Und wir hatten uns schon gewundert weil jemand auch das Feld vor einiger Zeit verlassen hat und mehr oder weniger scherzhaft gesagt hatte das er in Hamburg wieder da ist und „lächeln und winken“ muss. Alles fake.

Mit dieser Erkenntnis haben wir dann noch das eine oder andere Bier mit echten Rallyefahrerinnen und Rallyefahrer getrunken. Uns über echte und eigene Rallyeautos unterhalten. Und die echte Welt genossen. Gute Nacht.

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