Heckenhagen, 06:30. Dusche auf dem Campingplatz ist angesagt. Heute geht es zur definitiv letzten Etappe nach Hamburg. Das letzte Mal gemeinsames FuntasticSix Frühstück draußen Das letzte Mal löslicher Hochland Kaffee mit dem Gaskocher erhitzen Wasser trinken. Und die letzte Routenplanung. An diesem Tag und ab der deutsche Grenze sind Autobahnen erlaubt. Wir sollen spätestens 17:00 in Hamburg sein. Das wird schon knapp. Wir können ja nicht schneller als 90/100 km/h fahren, aber wir sind zuversichtlich.
Alles verstauen, ein letztes Gruppenselfie und dann los.
Wir freuen uns einerseits auf die Ankunft, einige von uns kennen ja schon das berauschende Gefühl über die Ziellinie zu fahren. Wir haben aber auch noch 600 km vor uns und wie wir wissen kann immer alles passieren.
Ein wenig Wehmut ist aber auch dabei. Denn heute ist die BSC dann auch zu Ende. Anstrengend war es natürlich, wir hätten uns mehr Zeit an Orten wie Riga oder Tallinn gewünscht, aber die Challenge die Ostsee in diesem Zeitraum zu umfahren ist schon knackig straff.
Aber jetzt ist noch BSC Modus angesagt. Die vermeintlich letzte Tankstelle vor der deutschen Grenze wird angefahren. Benzinkosten sind günstiger als in Deutschland. Also alles voll was geht. Das wollen gefühlt alle die nach Deutschland unterwegs sind. Die Tankstele ist übervoll. Hat aber sehr viel Zapfsäulen, daher ist die Wartezeit überschaubar. I.d.R. vier Autos haben jeweils vor uns. Nach dem wir wieder auf die Autostrada eingebogen sind stellen wir fest dass es noch einige letzte Tankstellen vor der Grenze gibt 🙂
Gleich kommt das letzte Grenzfoto. Und ping schon in Deutschland. Irgendwie haben wir gar nichts gesehen was einem Grenzübergang gleicht. Also überhaupt nichts. Lediglich die deutsche Gründlichkeit in Form von zig Verkehrsschildern hat uns gezeigt, wir sind wieder in Deutschland.
Wir fahren die A20 in Richtung Hamburg. Es ist jetzt schon unerträglich warm. Am Nordkap braucht man keine Klimaanlage im Auto. Das war unsere Aussage ob die Klima im Santa Fe RMS Hildesia vor der Rallye repariert werden sollte. Hat sich jetzt als echter Fehler herausgestellt. Die MS Wappen von Moritzberg hatte noch nicht mal Klima in der Ausstattung. Nur der BMW, RMS Colonia getauft, hatte als Sissi-Fahrzeug neben der Popo Heizung natürlich Klima. Naja, egal, ist ja nicht zu ändern. Während nun Insassen und Getränke an Bord so nach und nach den garen, bzw. Gasförmigen Zustand erreichen bekommen wir über Verkehrsfunk immer öfters mit dass es wohl Probleme auf der A20 gibt. Mehrfach sogar. Stau mit einer Stunde Wartezeit hinter Rostock, vor Hamburg sogar Vollsperrung. Wir ziehen das iPAD noch mal zur Hilfe, Verkehrsfunk Meldungen werden in Google Maps bestätigt. Wir einigen uns auf eine sehr sehr großzügige Umfahrung. Über die Seenplatte Müritz zur A19 und weiter über die A24 nach Hamburg lautet unsere neue Route. 17:00 Uhr ist auch nicht mehr zu halten. Wird eher 18:00/18:30 werden. Egal, ankommen. Was uns nach einiger Zeit an den Landstraßen mit wunderschönen Alleen auffällt, es wimmelt nur so von Polizei, von Kontrollen die komplette Ausfallstrassen sperren und den gesamten Verkehr über Parkplatze führen. Wir sehen dort Autos die alles ausräumen, wirklich alles. Gedanken wie 3D Kofferraum Designer App, Kisten und Boxen Tetris schießen sofort durch den Kopf. Wir wurden aber verschont, Parkplätze schon randvoll mit anderen Autos, oder wir sahen einfach sehr vertrauenserweckend aus. Naja, letzteres lasse ich mal so stehen. Die Polizei Präsenz nimmt auch nicht ab. In einer Ortschaft fahren wir einen Supermarkt an. Es ist Sonntag, Supermärkte haben alle geöffnet. Wir wundern uns. Im Supermarkt sind die Getränke Regale so gut wie leergefegt. Wir wundern uns wieder. Ist ja heiß, daher trinken die Leute halt viel war die einzig logische Erklärung. Wir haben uns noch ein Eis aus der Truhe gegönnt, dann gibt es weiter. Wir wollten gerade vom Parkplatz herunterfahren da hörten wir von links wildes Gehupe. Der Dieter schießt mit seinem BMW an uns vorbei. Völlig irre, da fährt man tausende von Kilometern und trifft an einer extrem weit umfahrenden Ausweichstrecke den Retter aus Finnland. Aber auch Gedanken wie „wenn Dieter in der Nähe ist“ haben wir immer eine Panne“ machen ihre Runde. Wollen wir uns mal überraschen lassen. Hinter der Ortschaft auf der linken Seite sehen wir dann den Hintergrund der immer noch übermäßig starken Präsenz an Polizei. Das Fusion Festival auf dem Flugplatz Müritz Airpark. Ich zitiere mal wörtlich von deren Webseite.
Fernab des Alltags entsteht für vier Tage eine Parallelgesellschaft der ganz speziellen Art. Im kollektiven Ausnahmezustand entfaltet sich an einem Ort ohne Zeit ein Karneval der Sinne, indem sich für uns alle die Sehnsucht nach einer besseren Welt spiegelt.
Alles klar, kiffen bis zum umfallen heißt das für mich. Kein Wunder dass die Polizei Autos komplett zerlegt, und überall Kontrollen sind Wegen Drogen am Steuer & Co.
Irgendwann waren wir dann auch wieder auf die Autobahn eingebogen, bitte jetzt keine Störungen im Verkehrsfluss mehr. Die Meldungen von der A20 häufen sich, immer größer werden die Staus wegen der Vollsperrung vor Hamburg. Wir haben alles richtig gemacht. Wir kommen ohne Probleme in die Stadt Hamburg. Wir werden langsam wirklich nervös und aufgeregt. Gleich treffen wir auf dem Platz hinter den St. Pauli Landungsbrücken ein. Der Platz wo wir vor 15 Tagen gestartet sind die Ostsee zu umrunden. Die ganzen Eindrücke und Erlebnisse laufen gerade im Schnelldurchlauf vor den Augen ab. Wir haben es tatsächlich geschafft. Wir sind am Ziel. Das Team FuntasticSix ist aus eigener Kraft mit allen Lapplandschiffen vor der Ziellinie. Die Kompressoren der Fanfaren und Nebelhörner laufen auf Höchstleistung. 150dB brüllen durch das Gelände am Fischmarkt. Ganz großes Kino. Muss man erlebt haben. Die Autos perfekt geparkt, danach die obligatorische Champagner Dusche mit piwarmen Mineralwasser und weniger Kohlensäure drin als ein stilles Wasser. Egal. Wir beglückwünschen und umarmen uns gegenseitig. Vergessen sind all die „Strapazen“ wie wenig Schlaf, viel im Auto sitzen, beengte Schlafkabinen, Dauerregen, Kälte, Hitze, alles weg. Angekommen. Nach über 8.000 km und 780 Liter verbrauchten Sprit. Nach Nächten ohne Dunkelheit, nach klappern und quietschen dort wo man es nicht hören möchte. Die geklebte Riemenscheibe hat optimal gehalten. Baltic Sea Circle, Du hast uns einiges abverlangt, aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen. Das kühle Alster hat geschmeckt wie flüssiges Gold. Vermehrt hören wir von anderen Teams wie präsent orange wir unterwegs waren. Schön dass wir einen Wiedererkennungswert geschaffen haben.
Viele Teams sind leider erst gar nicht nach Hamburg gekommen, sie sind direkt nach Hause gefahren, teil weil es sinnvoller ist z.B. nicht erst nach Hamburg zu fahren um dann nach Dresden zurück zu fahren. Aber wir wollten diesen „Umweg“ gerne auf uns nehmen. All zu lange können aber auch wir nicht bleiben. Tanja und Sven müssen heute noch nach Köln, der Rest des Teams nach Hildesheim. Für SiMone und mich geht es morgen wieder zurück zur Domstadt an den Rhein. Viele Fotos haben wir nich gemacht, Urkunden für die erfolgreiche Teilnahme an der BSC ausgehändigt bekommen. Von vielen Teams haben wir uns auch noch persönlich verabschiedet. Natürlich war der Dieter auch dabei, geht ja nicht ohne ihn, die Besatzung des Fake Taxis auch und und und.
Dann sind wir mit lauten Getöse und Verabschiedung durch das OK des Baltic Sea Circle, dem Superlative Adventure Club in Richtung Heimat gestartet. Als die A1 sich von der A7 in Richtung Bremen teilt verlieren wir dann auch den Funkkontakt zur RMS Colonia. Gute Reise nach Köln. Und sie kommen um 23:31 zu Hause in Köln an. 29 Minuten vor Ablauf des TÜV bei RMS Colonia. Optimales Timing nennt man sowas. Wir erreichen Hildesheim gegen 21:15. In der Stadt trennen sich dann auch die Wege von RMS Hildesia und MS Wappen von Moritzberg III mit der Besatzung Simone und Jörn. Hat Spaß gemacht mit euch. Gerne wieder und wieder.
SiMone und ich waren so relaxed dass wir komplett vergessen haben wo wir z.B. den Haustürschlüssel für unsere Zweitwohnung in Hildesheim haben. Keine Chance, wir wussten es nicht mehr. Über den Zweitschlüssel meiner Eltern sind wir dann auch im Zwischenheimathafen angekommen. Morgen geht es nachdem wir ausgeschlafen haben noch Hause nach Köln. Das Fahrzeug werden wir erst mal wieder bei AST Thiem Zwischenparken. Der Ort wo die Lapplandschiffe für Rallye vorbereitet wurden.
Ich werde im Laufe dieser Woche noch ein Resümee zur Rallye schreiben, das habe ich immer so gemacht. Positive, negative und nachdenkliche Sätze und Anmerkungen „zu Papier“ bringen.
Ich bedanke mich bei euch allen für das fleissige lesen, die vielen schönen Kommentare. Ich hatte, nein wir hatten das Gefühl ihr fiebert wirklich mit uns, seit gar nicht weit weg von uns und dort wo wir überall herumgekommen und gefahren sind. Großes Dankeschön.
Die FuntasticSix werden weiter die Welt bereisen, seid gespannt. Irgendwo zwischen Peking – Paris -Dresden -Gambia -Brüssel und Edinburgh werden ihr uns wieder treffen. Bis bald.
Frank