Irgendwie schlafe ich immer besser in den doch sehr engen Schlafraum des Santa Fe. Ich bin gegen 06:30 wieder wach. Morgen Toilette und so, ohne ins Detail zu gehen. Tanja und Sven wollten nun auch endlich mal ihr Zelt ausprobieren und haben das erste mal dort drin übernachtet. Gestern hat sich übrigens ein kleiner Rallye Koller gezeigt. Immer nur fahren, wenig schlafen, daran kann man auch mal die Lust verlieren, verständlich. Aber wir wussten ja was auf uns zukommt. Daher gehe ich davon aus dass wir heute wieder besser gelaunt durch die Lofoten düsen und das Nordkap dann heute auch erreichen.
Was mir in diesem Zusammenhang auffällt ist, bei aller Schönheit die wir hier bei der Rallye sehen, das come2gether mit anderen Teams, die Plätze und Orte die wir „erfahren“, das Organisationsteam, als der Superlative Adventure Club (S.A.C.) ist im Prinzip nicht dabei. Ja, er hat ein schönes Starting Grid in Hamburg auf dem Fischmarkt organisiert, es gab eine coole Party im Fahrerlager auf den Lofoten, zwei Würstchen im Fladen, anfangs 4 Flaschen Bier für jedes Auto. Und es wird noch eine Party in Tallinn, Estland geben. Und natürlich eine Siegerehrung. Bei dem Rest ist der S.A.C. nicht vorhanden. Die Route ist mehr oder weniger durch das Ziel vorgegeben. Ca. 800 EUR pro Fahrzeug Startgeld ist da relativ üppig. Es wird nichts weiter organisiert. Warum auch, wir fahren durch Europa, haben mit Russland ein Land welches wir mit eigens beantragten Visum durchqueren. Ok, es gibt einen Werkstattwagen, der interessanterweise immer in ausreichender Nähe von Liegenbleiber und Pannenfahrzeugen ist. Und auch immer helfen konnte. Ich glaube auch ohne weitere Kosten. Die Hilfsbereitschaft zwischen den Teams ist definitiv sensationell. Wir mussten zum Glück noch keine in Anspruch nehmen, aber was man in den nächsten Tagen noch kommt. Aber wenn ich an Diskussionen denke die wir bei der Allgäu Orient Rallye (AOR) hatten muss ich eingestehen, dass hier eine Rallye mit viel Organisation im Vorfeld und im Hintergrund durchgeführt wurde. Im Prinzip kann wirklich jeder diese Rallye mitfahren ohne Teilnehmer zu sein. Es gibt nichts „exklusives“. Ich will nicht meckern, aber ich habe mir seitens des S.A.C. ein wenig mehr vorgestellt. Oder gewünscht. Nun ja, wir wollen eine Rallye fahren, ich kann mich sehr gut daran erinnern dass wir bei der AOR uns mehr „Freiheit“ beim Erkunden des jeweiligen Landes gewünscht haben. Ich denke der Mittelweg zwischen umfangreiche Organisation und „keine Organisation“ ist richtig, wenn man weiß wie man ihn beschreiten soll. Mein Team und ich sind ein wenig hin- und hergerissen.
Ok, back on the road. Das erste Ziel war 139 km entfernt. Ein Frühstücksrestaurant. Wen n ich es mir recht überlege, ich kenne keinen, außer Madonna vielleicht, die über 100 km fährt um zu frühstücken. Bevor wir definitiv starten, noch eine Beichte. Ich erwähnte in den letzten Tagen das wir keinen Grillrost für unseren Weber hatten. Vergessen in Köln. Ich erwähnte ebenfalls das ein einsamer Weber Grill auf dem heutigen Camping Platz steht. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie.
Also, los jetzt. Das Frühstück will gegessen werden. Das Frühstücksrestaurant war wirklich gut. Die Bewertungen hielten was Google uns gezeigt hatte. Und im Anschluss einen extrem köstlichen Blaubeerkuchen. Und Strom und WLAN gab es gratis dazu. Aus super gemütlichen Couchsessel wieder zurück in die Santa Fe, bzw. BMW Sessel.
Die Fahrt in Richtung Nordkap zog sich lang hin. Zwischendurch hatten wir noch eine gute Stelle ausgemacht wo es sich lohnte die Drohne zum Einsatz zu bringen. Erstmal das was ich schon immer machen wollte. Einen sogenannten Boomerang Flug über uns. Weltklasse Aufnahmen. Und dann kam uns die verrückte Idee uns die Rentier Herde die wir gerade soeben noch erkennen konnten mit der Drohne zu erkunden. Also die Drohne noch mal startklar gemacht, und in Richtung Rentiere geschickt. Auf dem halben Weg zur Herde plötzlich roter Alarm auf allen Decks. Die Fernsteuerung sagt, sie hat keinen Kontakt mehr zur Drohne. Schweißperlen auf der Stirn. Vorsichtshalber mal den Coming Home Button gedrückt. Und die Drohne kam tatsächlich zurück. Ob das nur ein Anzeigefehler war, kann ich nicht sagen, ist auch egal. Das Fluggerät ist wieder da. Aber dann beim nächsten Mal, also noch mal los. Und jetzt hat es geklappt, auch wenn es mehr nach einer Jagd auf Rentiere in Augenhöhe aussieht. Macht Spaß mit der Drohne auf Sicht im Display zu fliegen. Mann kann sie kaum noch als Punkt am Horizont wahrnehmen. Nachdem die ganzen Aufnahmen im Kasten waren ging es wieder zurück und mit den Autos dann weiter in Richtung Nordkap. Was uns vermehrt auffällt sind Radfahrer die zum Nordkap fahren. Nicht mal eben so, sondern wirklich als Tour. Mal unabhängig davon dass die Strassen sehr eng sind, LKW einem teilweise mit 80 km/h entgegen kommen. Links und rechts keine Auslaufzonen, einfach nur Berg runter. Und dann noch die Kälte, der Wind, der Regen. Und dann Berg rauf, Berg runter. Tunnel, der längste über 6 km, knalleng, Radfahrer werden überholt, egal ob mit oder ohne Gegenverkehr. Respekt vor den Radfahrern.
Und wir treffen mehrere Traktoren aus Deutschland, ich glaube es waren drei, die eine eigene private Tour fahren. Ein Nummernschild ist aus Heilbronn. Alle Trecker haben den Aufkleber mit max 25 km/h Höchstgeschwindigkeit. Keine Ahnung wie lange die unterwegs sind. Selbst in Deutschland können die ja keine Autobahn fahren. Völlig irre.
Und dann waren wir da. Das Nordkap. Zwischenziel erreicht. Aber erst mussten wir an den Top Seller namens Eintrittskartenverkäufer vorbei. Es gab erst mal zwei verschiedene Arten von Tickets. Ein 24 Stunden Ticket wo man mehrfach ein- und ausfahren kann. Das Museum und ein Kino wo historisches über das Nordkap gezeigt wird. Kostet 28 EUR pro Person. Und ein 12 Stunden Ticket für 18 EUR was zum einmaligen einfahren mit dem Auto zum Nordkap berechtigt. Museum darf man sich nicht anschauen und das Kino auch nicht. Im Netz steht dass die Verkäuferasse gerne das 24 Stunden Ticket verkaufen. Ach was, wäre ich ja gar nicht drauf gekommen. Wir hatten uns im Vorfeld darauf geeinigt dass wir ein 12 Stunden Ticket nehmen. Die S.A.C. hatte hier die Möglichkeit geschaffen mit dem Auto direkt zur Weltkugel zu fahren, aber erst um 04:00 Uhr morgens. Es war ca. 18:00 als wir dort eintrafen. Wir waren uns innerhalb von 0,3 Sekunden einig dass wir jetzt das Nordkap besichtigen und lieber schnuckelig schlafen anstatt um 04:00 Uhr noch mal ins Auto zu steigen und vom gebuchten Hostel noch mal 30 Minuten bis zum Nordkap fahren.
Interessant war es dann als wir an der Reihe kamen. Ein äußerst freundlicher Geselle im Auto-Schalter-Häuschen begrüßte uns, sagte gleich das Ticket kostet 28 EUR. SiMone erwiderte gleich dass wir und die beiden Autos hinter uns nur das 12 Stunden Ticket haben wollen. Der Tonfall und der Gesichtsausdruck des Kollegen im Häuschen änderte sich schlagartig in eine Art Befehlston. Wir haben uns erst mal 5 Minuten anhören müssen was wir alles nicht dürfen. Keine Chance bei SiMone. 36 EUR pro Auto abgeschekelt und weiter gehts. Zwischenzeitlich sind auch schon ein paar Wollken aufgezogen, es regnete nicht richtig, ein bisschen Niesel vielleicht. Aber ein Wind, vom allerfeinsten. Mega heftig, man hatte das Gefühl es ist minus 20 Grad. Wir haben Unmengen von Fotos gemacht. Als Gruppe, Pärchen einige eher mystische Bilder der Weltkugel usw. Und natürlich musste jetzt auch die Dose Reissdorf Kölsch abgelichtet werden. Also 6 Dösen Reissdorf. Ein. Sixpack geht auf Reisen. Wir wollten das eher mit dem sog. Südstadt Pils aus der Südstadt in Köln machen. Slogan: Ein Südstadt Pils am Nordkap. Aber das Brauhaus in Köln hat uns nicht verstanden und eine Antwort hatten wir vor der Rallye auch nicht bekommen. Also dann halt Kölsch.
Den Vogel abgeschoßen haben die beiden Mädels vom Team Nordfriesenmädchen. Die sind mit Fliegeroveralls rauf auf die Empore bei der Weltkugel. Und als die „Luft rein war“ fiel der Overall und die Mädels haben blank gezogen. Respekt vor dieser Aktion und es war echte 3 cm kalt.
Ansonsten ist der Ort allgemein schon sehr mystisch. Große Schlachten wurden hier ausgetragen. Tirpitz, Scharnhorst, alles lag hier und liegt hier in der Nähe immer noch, nur unter Wasser.
Nach dem nun alle Bilder im Kasten waren sind wir dann aufgebrochen in Richtung Hostel. Kurzes einchecken, dann gleich los zum essen. Lecker war es. Es gab Fisch und Rentier Geschnetzeltes. Danach noch ein, zwei Kölsch im Aufenthaltsraum des Hotels und dann ging es ab ins Bett. Es ist ca. 01:00 Uhr, natürlich immer noch hell. Ich weiß schon gar nicht mehr wie es ist wenn es dunkel ist. Wir haben alle große Schwierigkeiten die Uhrzeit zu schätzen, welcher Tag es ist, alles ist irgendwie komplett verschmolzen. Zeit und Raum, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet dass man das so erleben kann.
Wir wünschen eine gute Schlafenszeit, gute Nacht kann man ja nicht sagen.