Tag 02 – Dancing Queen, rust Version. Auf geht’s nach Örebro

Also meine Nacht war um kurz nach 06:00 zu Ende. Nicht dass ich schlecht geschlafen habe, unsere Bettkonstruktion ist außergewöhnlich komfortabel. Das „aufstehen“ was eher einem aufnicken gleich kommt ist etwas anstrengend, aber wenn man einfach die Schritte des „einsteigen – hinlegen – durchatmen – versuchen mit zwei Fingern den Schlafsack Reißverschluss einzutüddeln – Schlafsack Falten versuchen zu glätten“ versucht in umgekehrter Reihenfolge auszuführen. Äußerstes Geschick setzt das entriegeln der hinteren Tür dabei voraus. Man möchte ja nachts nicht von Halver dem Wikinger entführt werden. In den Rallyefahrzeugen der letzten Rallyes hatten wir eine Zentralverriegelung. Da musste man nur am Schlüssel drücken und klick war alles auf. Können wir jetzt bei den Santa Fe’s auch, es klickt halt nur nicht. Der BMW von Tanja und Sven ist da besser dran. Aber nicht besser drin. Hier kommt jetzt die Geschichte mit dem BMW, getauft auf RMS Colonia und wie mache ich es mir jeden Morgen und jeden Abend besonders kompliziert um im Fahrzeug zu schlafen.

Die Geschichte fing so an. Nachdem wir nun die weltbesten Dachträger in Eigenarbeit von Cord bekommen haben stand relativ schnell fest dass der eine Santa Fe keinen auf’s Dach bekommt da das anbringen der Dachreling einem Mix aus Geduldspiel Magischer Würfel (Rubik), finde die M6 Mutter in schwarz eloxiert in unserem (Simone und Frank) Keller, wo ist mein KfZ Schein (Tanja und Sven). Nebenbei muss man noch die Gesellenprüfung in Schlangenmensch ablegen. Nichts für Grobmotoriker also. Tanja und Sven hatten somit das große Los gezogen. Der Dachträger durfte den BMW in den Stand eines echten Rallyefahrzeuges befördern. Alle Möglichkeiten das Fahrzeug so zu packen dass man nachts bestenfalls ein paar Kleinigkeiten auf die Vordersitze stellt um dann in den Genuss der kompletten Ladefläche des 5er’s zu kommen standen offen. Hinzu kommt noch die Tatsache dass mein Vorschlag die weltberühmten Bananenkartons zu nutzen innerhalb von 1,3 Sekunden entwertet wurde. „Ich hole mir Aluboxen …“ hörte ich Sven so sagen. „Die packen wir hinten rein und die sind ganz schnell aus- und wieder eingeladen …“ hörte ich ihn noch sagen. Naja, ok, dann mach’ mal. Die Dachbox trägt jetzt einen Pavillon, und den Camping Tisch. Alles mit Gurten festgezurrt. Diese Gurte haben aber die Eigenschaft dass sie im Fahrtwind flattern können und auch teilweise Geräusche verursachen. Rallye halt. Diese Geräusche waren dem feinen Herrn des samtweichen Sechszylinders aber laut während der Fahrt, weswegen wir vorgestern, also Tag 1 schon mehrfach angehalten sind damit der selbstgebaute Noise-Canceller (echter dänischer Fichtenast mit Panzertape umwickelt und dem Gurt geklemmt) auch noch das letzte Fünktchen dB entfernt. Dann kann man auch besser Deichkind über die Bluetooth Funktion des SONY Autoradios hören. #SissiModus. Ok, ich schweife schon wieder ab. Klar war auch dass der Tisch am nächsten Tag in unser Fahrzeug kommt. Wie gesagt, die Eheleute aus Seeberg bei Köln hätten es gerne bequem und gemütlich. Und leise.

Noch mal kurz zurück zur Ankunft auf dem Parkplatz bei Üstad vorgestern. Das „mal eben die paar Kistchen nehmen, woanders hinstellen und dann haben wir ja soooooo viel Platz“ kam eher dem eines Basislagers am Mount Everest gleich. Das „Wurfzelt“ war eigentlich mehr ein Biwak. Wo kommen alle diese Kisten her? Und noch besser, was ist da alles drin? Ich hatte teilweise das Gefühl in einer Episode „Die Auswanderer“ als Statist mitzuspielen. Als Statist macht man ja nichts, außer da zu stehen und den anderen zuzugucken. Habe ich hier auch gemacht. Sehr genüsslich. Vor allem, und jetzt komme ich auch endlich wieder zurück zum heutigen Morgen, als ich das ganze Ausmaß bei Helligkeit sah. Ein Mix aus „der Trödeltrupp“ und Kisten Tetris. Unglaublich. „Und das alles habt ihr im BMW? Oder haben die anderen Teams euch gefragt auch etwas unterstellen zu dürfen?“ Irgendwie habe ich keine Antwort erhalten. Warum?

Das morgendliche Frühstück war wie immer auf den Rallyes der FuntasticSix sehr ausgewogen und nahrhaft. Löslicher Kaffee, Vollkornbrot, Käse, Wurst und selfmade Marmelade von Simone und Jörn. Wie immer ein Hochgenuss.

Nun was unschönes. Simone ging es nicht gut. Übelste Magenschmerzen, sah wirklich fertig aus. Die Zeit bis zum Ende des Frühstücks und die erste Roadbook Aufgabe wollte sie nutzen um noch ein wenig zu schlafen und vielleicht geht es ihr dann ja besser. Jörn ist natürlich bei ihr im Wagen geblieben als wir dann los sind zur ersten Aufgabe, Die Wikinger Weihe. An einem Ort namens „Ales stenar“ was sowas heißt wie Alle Steine, sollten wir mit Wasser aus der Ostsee, Sand vom Stand und einem Stück schwedischen Stahl das Ritual der Wikinger Weihe an die heiligen Ort zelebrieren. Wasser von der Ostsee hatten wir. Sand vom Strand war auch einfach. Schwedenstahl, hmmmm, ähnlich wie Wickie der Wickinger hatte Simone die zündende Idee. Zwei Gabeln von IKEA die wir dabei hatten. Perfekt. Alle drei Elemente sollten nun auf den Rücken eines Teilnehmers des Team platziert Weden und damit muss er um einen Stein krabbeln. Das haben die Wikinger gemacht? Als ehemaliger Schnellbootfahre bei der deutschen Marine habe ich einiges an Taufen erlebt, Kanaltaufe, Polartaufe, und noch das eine oder andere Ritual wo ich jetzt nicht detailliert drauf eingehen möchte. Aber es waren Alls Rituale wo man wie ein Mann getauft wurde. Aber als Bückling? Nun ja, Aufgabe ist Aufgabe. Wir sind als rum um einen Stein. Alle Steine gleichen übrigens dem legendären Stonehenge, nur kleiner. Und für echte Männer wie Halver und Faxe.

Wieder zurück von der ersten erfolgreichen Mission kam leider die traurige Nachricht. Simone geht es nicht besser. Sie hat sich zusammen mit Jörn ein Zimmer in der Nähe genommen. Wollte und musste einfach nur schlafen. Der erst des Teams sind dann erst mal alleine weiter. Blöde Situation wo man nicht weiß was das Richtige ist. Mit Glück geht es Simone im Laufe des Tages besser  und sie kommt mit Jörn nachgefahren. Mit einem unguten Gefühl ging es dann nun los in Richtung Ryd. Dort in der Nähe von Kyrkö Mosse ist ein Wald wo der erste Tourbus von ABBA stehen soll. Ein Wald? Ich habe das Gefühl hier ist alles Wald. Gefühlt sind wir 6 Stunden nur durch Wald gefahren. Unterbrochen von der einen oder anderen Tankstelle. Bei dem Hashtag Tankstelle fällt mir ein das schlaue Leute mal gesagt haben „… Schweden fahren alle mit Autogas ….“ Sven hat sich schon gefreut, der BMW ist mit einer Gasanlage ausgestattet. Aber bis jetzt haben wir nicht eine einzige Tankstelle überhaupt von Hamburg bis hier in’s Off gesehen die LPG anbietet.

Wenn ich jetzt mein Gehirn auf die Größe einer Erbse aufpumpen würde, als Nachnamen Trump heiße, als Kreditinstitut Shark den Leuten in der Vergangenheit das Geld aus der Tasche geluchst hätte und in Amerika first oder wie dieser Inselstatt heißt wohne würde dann hätte ich gesagt? Nein ich hätte getwittert: „ihr redet über Klimaerwärumg? Ihr redet über Abholzung von Wäldern wegen Rinderzucht? Ihr denkt meine 3kg Haarspray per Day zerstören die Ozonschicht? Dabei hat mein Bad gar keine Fenster. Fahrt mal nach Schweden. Die haben mehr Wald als ich an präsidialen Erlassen überhaupt verschwenden kann. Man könnte lachen wenn es nicht so ernst wäre mit diesem Freak aus dem White House.

Ok, back to the roots oder forrest. Das Stück Wald wo der ABBA Bus steht, ist mehr ein Autofriedhof wo über Jahre einfach alles (ohne Umweltsünden glaube ich) abgestellt wurde und jetzt eine Art Kunstautofriedhof darstellen soll. Von Pagode, über Käfer und Kadett A und Schnewittchensarg, alles da was rosten kann. Und der Bus in dem Dancing Queen, Waterloo, SOS und andere Songs der 70 die Scheiben des Busses haben schwingen lassen haben wir in diesen Schlamassel gefunden. Obligatorisches Foto. Klick. Tagesaufgabe erfüllt.

Zwischenmeldung von Jörn. Simone schläft seit heute morgen, ein aufschließen am heutigen Tage undenkbar. Frühestens morgen, wenn überhaupt. Wir hoffen immer noch. Weiter ging es in Richtung Gränna, Tagesziel von heute. Was wir zwischenzeitlich bemerken, es klart auf. Kein Regen, unsere Wikinger Weihe scheint etwas bewirkt zu haben. Wollen wir mal hoffen dass sich das auch auf den Gesundheitszustand von Simone auswirkt. Blöd an der Sache ist dass die beiden Zurückgebliebenem kaum eine Chance haben uns irgendwie auf Abfangkurs aufzuschließen, wir fahren eigentlich stur geradeaus in Richtung Norden. Der Santa Fe MS Wappen von Moritzberg ist jetzt auch nicht das Auto mit dem entsprechenden Leistungsüberschuss um mal einfach durch Kette Zeit und Boden gut zu machen. Aber wir sind positiv.

In Gränna angekommen war das selbsterkorene Teamziel. Fisch essen am See. See war vorhanden. Restaurant war vorhanden, Fisch wohl auch, aber nicht so viele. Ich habe mich für Nudeln mit dem Rindfisch entschieden.

Innerlich merkten wir dass wir eigentlich noch weiter müssen. Ein Blick auf die GPS Tracking Seite zeigte dass einige Teams teilweise 4 Stunden vor uns waren, andere Irre waren sogar schon in der Region Lofoten in Norwegen. Aber ein großer Teil der Meute auch noch hinter uns. Überhaupt sieht der Screenshot aller Teams auf der Tracking Seite aus als wären wir wie Heuschrecken über das arme Land Schweden gefallen.

Kurzes TeamMeeting und Ergebnis: Wir wollen morgen Abend grillen. Bedeutet. Morgen Abend auch keine Dusche. Also deswegen heute Dusche, dann aber nicht hier, sondern weiter in Richtung der anderen Teams. Die 4 – 5 Stunden wollen wir versuchen zu halbieren. Örebro wäre dann unser erweitertes Etappenziel. Tanja hat über booking.com flugs ein kleines günstiges Zimmer für uns gebucht. Also Abfahrt.

Auffällig speziell hier, aber auch auf den anderen Strecken, wo ja eigentlich nichts ist, ist die Tatsache dass plötzlich einem Jogger oder Fussgänger entgegen kommen. Wo kommen die her, noch besser, wo wollen die eigentlich hin? Die entgegenkommenden Autos kann man an einer Hand abzählen. Die Fussgänger weitaus mehr. Die Straßen, selbst Nebenstraßen sind sehr sehr gut, ein Straßenzustand wo sich die Stadt Hildesheim oder Köln, wahrscheinlich ganz Deutschland mal eine Scheibe abschneiden dürfen. Bei uns sind selbst die prachtvollsten Straßen nicht annähernd in dem Zustand wie der schlechteste Nebenweg den wir dann auch geniessen durften. Das erst Mal Rallyefeeling auf einer Schotterpiste. Und alles war ganz smooth.

Zwischenzeitlich ist es 23:15 und es ist keine Wolke am Himmel. Man hat uns erhört. Wetter. Gutes. Weiter so. Und es wird nicht mehr richtig dunkel. Herrlich. Very wonderful. Im Hotel angekommen, das übliche Ritual. 7-fach Steckdosenleiste raus, alles aufladen, WLAN Passwort und los gehts. Upload der Video Dateien in Richtung Köln. Ronnie und DUstin von cbm, macht was cooles draus. Nachdem alle technischen Maßnahmen abgeschlossen, bzw. Angestoßen wurden ging es dann auch für mich um kurz nach 01:00 ins Bett. Die Sonne geht auf …. Bis morgen. Und gute Besserung Simone.

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