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Ordu – Tunceli gefahrene Strecke: 468 km | Fahrzeit (inkl. Pausen und Tanken) 08:36Std. Höhenmeter: 2.200m |
13.05.2014
Wir haben heute Nacht erstaunlich gut geschlafen. Wir sind gegen 07:00 aufgewacht, kleine Morgentoilette in den Waschräumen der Musikschule Ordu, die sich direkt neben dem Fahrerlager befand. Im Prinzip hatten wir schon den größten Teil unserer Schiffsladung während der Route gelöscht, so dass wir nicht mehr all zuviel aus- und wieder einzuladen haben. Mir fällt auf, dass ich trotz aus meiner Sicht erheblicher Reduzierung von Kleidungsstücken vor der Abfahrt am 02.05. der größte Teil im Koffer noch unberührt ist. Sogenannte Wegwerf-T-Shirts die wir in allen Größen geschenkt bekommen haben waren sowieso separat im Karton verpackt. Wir konnten somit einfach morgens das alte T-Shirt ausziehen,mein neue überstreifen und das getragene gleich im Müll entsorgen. Mit 35% Polyester Anteil hat man jedem Mülleimer oder Müllcontainer auch seine eigene Duftmarke verabreicht. Und das ganze mal sechs. Ein Duft-Potpourri sozusagen.
Nachdem die Wüstenschiffe wieder beladen wurde Fahrt aufgenommen. Das Ziel war Tuciel, welches strategisch günstig liegt, da sich der Allgäu-Orient-Trekmin Richtung Van aufmacht. Das liegt ganz im Osten der Türkei und ist ca. 80km von der iranischen Grenze entfernt. Irgendwie doch ein mulmiges Gefühl.
Heute ist auch wieder freie Streckenwahl, die Teams können, wenn sie es denn wollen und schaffen direkt bis Van durchfahren, oder dort anhalten wo sie möchten. Wie einige Teams auch haben wir uns vorgenommen die heutige Nacht in Tunceli zu verbringen. Der Weg dorthin wird Team78 Flotte nahe den Grenzen des machbaren bringen. Wir müssen bis auf 2.200 m klettern. MS Wappen von Moritzberg kämpft schon seit geraumer Zeit mit Kühlwasserverlust, MS Huckup hat hier und da Hitzeprobleme mit dem Kühlwasser. Aber jammern hilft nicht.
Da wir heute morgen kein Frühstück hatten sind wir in einem kleinen Dorf rechts ran gefahren. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite wurde wir schon heftig mit winken begrüßt. Wie es sich gehört, auf Stühlen direkt neben der Straße sitzend hat man uns Tee angeboten. Gegenüber war eine Post, so dass wir nun auch endlich die Istanbul gekauften Postkarten einwerfen konnten. In einem kleinen Supermarkt und in einer Bäckerei kauften wir Käse, ein bisschen Wurst und Brot. Danach setzten wir die Fahrt fort.
Wir schlängelten uns den Weg hoch. Der GPS Tracker zeigte uns immer neue Höhen an. Auch das Kühlwasserthermometer kletterte auf Rekordwerte. Die Klimaanlage war während der ganzen Zeit auf HI eingestellt, es wurde nicht nur an den Füssen warm. Nach einiger Zeit beruhigte sich der Ausschlag der Nadel und das Kühlwasser kam wieder in normalere Temperaturbereiche. Auf einem Parkplatz oben in den Bergen, die noch mit Schnee bedeckt waren hielten wir noch einmal an. An den beiden Fahrzeugen haben wir den Kühlergrill demontiert, damit sie besser atmen können. Die Operation verlief soweit erfolgreich.
Was uns auffällt ist die zunehmende Militärpräsenz. Gepanzerte Fahrzeuge mit aufgesetzten Maschinengewehren, mittlere Panzer, sehr viele Kasernen und Überwachungsposten säumen die Straßen. Und alle mit gerichteten Visier in die Berge. Hier und da schon beklemmendes Gefühl. Kurdistan und die türkische Regierung haben eine Waffenruhe vereinbart die schon seit über einem Jahr erfreulicherweise hält, aber beide Seiten sind unzufrieden und sehen die Situation eher skeptisch als erfreulich. Wir können hoffen, dass sich beide Parteien auf das Wesentliche konzentrieren und wissen was sie tun, bzw, nicht zu tun haben.
Als wir Tunceli erreicht haben fällt uns sofort eine für diese Gegend außergewöhnliche Modernität auf. Viele bunte Häuser, viele Hotels, viel Werbung für Hotels. Hier scheint sich ein Urlaubsort zu entwickeln. Berge gibt es ja, obwohl ich hier keine Skianlagen gesehen haben. Und erstaunlich ist auch, dass uns ganz viele Leute auf deutsch ansprechen. Von ihnen erfahren auch, das Indonesiern Gegend einige in Deutschland gearbeitet haben, jetzt zum großen Teil noch Verwandte dort haben und auch immer noch regelmäßig nach Deutschland fahren. Sie besitzen sogar deutsche Handynummern. Als,wir uns nach einem günstigen Hotel erkundigen werden wir sofort zu einer Unterkunft begleitet. Mitten immer City. Das Team #52 Wüstenwahn hat sich uns angeschlossen und schläft im gleichen Hotel. MS Huckup parkt direkt vor dem Hotel, die anderen ein paar Straßen weiter. Sofort bildet sich wieder eine Menschentraube um das Fahrzeug. Man kommt sofort ins Gespräch. Jemand spricht uns an der in der Nähe von Hannover gearbeitet hat. Auch hier kommen die Einwohner sofort wieder mit Tee zu uns. Ich habe selten so gastfreundliche Menschen kennen gelernt wie in Ost Anatolien. Wir haben viel geredet, noch mehr Tee getrunken, zwischenzeitlich haben sich die Unterschriften und Sprüche auf der Motorhaube weiter vermehrt. Nebenan gab es einen Babier. Eine sehr gute Gelegenheit die inzwischen beachtlich angewachsene Bärte zu stutzen, bzw. wieder in Form zu bringen.
Irgendwie kam man gar nicht raus aus den Gesprächen mit den Anwohnern. Man fühlte sich gut aufgehoben. Genauso wie das Abendessen. Ein sehr gut deutsch sprechender Tunceli’st hat seinen ganzen Abend geopfert zu übersetzen, uns ein ein sehr gutes Restaurant zu führen und danach noch in ein wirklich stylisches Café. Jörn und Simone haben perfekten Latte Macciato serviert bekommen. Hanify, so hieß unser Freund an diesem Abend hat dazu beigetragen dass wir Tunceli sehr gut in Erinnerung halten werden. In diesem Zusammenhang merken wir, dass wir im Prinzip nur wenig direkt erleben. Wir kommen viel rum, aber viel Zeit haben wir leider nicht.
Good Night
Netter Kiesel da oben auf dem LKW^^