Tag 12 – Iran, einmal rechts abbiegen bitte

Tag Wetter Wir
12 13052014 5
Route
Tunceli – Bingöl – Gevas – Van
gefahrene Strecke: 475 km | Fahrzeit (inkl. Pausen und Tanken) 09:12 Std.
Höhenmeter: 2.007m

14.05.2014

06:30. Prince hat heute wieder seinem Auftritt. Heute mit Zugabe. Ich habe keine Lust aufzustehen. Gegenüber dem gestrigen Schlafplatz war der heutige eine Wohltat. Aber es hilft nichts. Wir müssen heute in Van ankommen. Um 19:30 werden wir an der Burg in Van erwartet. Den Scout Schulranzen und die Kinderschuhe die wir vom OK beim Start erhalten haben werden für Kinder und Schüler /-innen im Ort dringend benötigt. Außerdem haben wir noch den Rest der Spenden vom KinderKleiderKoffer sowie von InterNetX dabei. Wir hatten hier kurzfristig umdisponiert und mit der Routenänderung über Van die selbst mitgebrachten Spenden zur Hälfte im Kinderheim Alba Iulia im Rahmen des Hilfsprojektes Stern der Hoffnung übergaben. Den Rest möchten wir in Van abgeben. Hier ist durch ein starkes Erdbeben im Jahr 2011 ebenfalls eine große Not, vor allem für die Kinder. So haben wir das auch von anderen Teams und vom OK mitgeteilt bekommen.
Also auf, duschen, sehr schön, sehr selten. Und Frühstück, wenn auch nur das notwendigste. Oliven, die ich nicht mag, in Hülle und Fülle, in alle Variationen. Löslicher Kaffee, Schafskäse, Kuhkäse, Weißbrot. Was will man mehr. Die Wüstenwahn‚er kommen auch zum Frühstück. Kurz danach heißt es dann wieder: auschecken, die Taschen in den Fahrzeugen verstauen und los. Da die meisten Fahrzeuge ein paar Straßen weiter entfernt parken müssten, habe ich noch Gelegenheit in einem Turkcell Shop unsere Datenflat zu erneuern. Wir vermuten dass ein befreundetes Team versucht hat ein Backup vom Internet zu machen. 4 GB in drei Tagen abgesurft? Sehr unwahrscheinlich. Nun ja, wir wollen und müssen regelmäßig online sein und können uns nicht auf feie WLANs verlassen. Beim campen und schlafen im Auto sind wir damit auch unabhängig.
Nachdem die Dame bei Turkcell noch versucht hat mit um glatte 20 Türkische Lira zu behumpsen (Sie dachte wohl, ich schaue andauernd woanders hin … *räusper*) fuhren wir los.
So wie aussieht haben wir die höchsten Berge passiert. Wir sind davon ausgegangen, dass heute noch Berge bis 3.000m zu bezwingen sind, dem war aber nicht so. Die Strassenverhältnissemwaren sehr gut. Irgendwann mussten wir wieder tanken, die Wüstenschiffe werden immer genügsamer. Waren es auf den ersten Etappen noch bis zu 11 Liter auf 100 km, so reichen jetzt 8.5 Liter. Kaum an der Tankstelle angekommen, stürmte ein Angestellter mit Cay raus, dem türkischen Tee. Grundsätzlich sind alle türkischen Tankstellen mit Bedienung, was das Tee trinken auch noch angenehmer macht. Aber MS Wappen von Moritzberg macht uns langsam Sorgen. Das Wüstenschiff braucht mehr Wasser als Benzin. Jörn musste teilweise morgens vor dem Start bis zu drei Liter Wasser nachfüllen. Jetzt müssen wir auch noch alle 100 bis 200 km anhalten und nachfüllen. Keiner weiß und kann nachvollziehen wo der Durst gestillt wird. Wir beschließen zu einer benachbarten Werkstatt zu fahren und vorsichtshalber Dichtmittel einzufüllen. Hier können wir auch gleich die Einäugigkeit des Fahrzeuges heilen. MS Wappen von Moritzberg hatte kurz nach der Reparatur des einen Scheinwerfers eine Blindheit auf dem anderen Scheinwerfer ereilt. Kaum die Wüstenschiffe bei der Werkstatt festgemacht, kommt wieder ein Tablett mit Cay Tee zu uns. Ich würde gerne mal wissen wieviel Tee ein türkischer Einwohner pro Tag trinkt, es müssen Unsummen sein. Die planmäßigen Materialerhaltungen und Instandsetzungen waren schnell erledigt, sodass wir die Fahrt gen Van fortsetzen konnten.
Ich habe das Gefühl das die Dichte von Panzern, Schießstände und Beobachtungstürmen noch weiter zunimmt je östlicher wir kommen.
Häufig werden die Straßen von Kuhherden, Schafen oder Ziegen einfach überquert. Das gehört dazu. Als nach geraumer Zeit auf der linken Seite der Van See erscheint verschlechterte sich leider auch das Wetter. Eine Aufgabe war es im Van See zu baden und seine Wäsche zu waschen. Fotos sollten das dokumentieren, das Wasser des Van Sees, der aufgrund eines Vulkanausbruches entstand, ist sehr alkalisch. Man benötigt kein Waschmittel für die Wäsche. Aber es hat so stark geregnet, ein Gewitter zog auch noch auf, das wir beschlossen diese Aufgabe jetzt und hier nicht abzuarbeiten.
Die Strecke nach Van zog sich noch sehr lange hin, der See ist auch um ein vielfaches größer als der Bodensee. Wir erreichten die Stadt am späten Nachmittag. Zum Glück wies uns ein Polizist gleich am Ortseingang den Weg zur Burg. Neben der Burg war das heutige Fahrerlager angesiedelt. Inzwischen machte sich auch Hunger breit. Ein Restaurant direkt am Fuß der Burg war da genau das richtige. Frisch zubereitete Fleischspiesse und Salat kamen gut an. Das Wetter verschlechterte auch zusehend, irgendwann traf auch das OK ein. In einer Lautsprecherdurchsage wurden wir aufgefordert die mitgebrachten Sachen anzugeben. Wir und auch einige andere Teams guckten sich fragwürdig an. Es sollte doch, so wurde es uns suggeriert eine Übergabe in einer Schule organisiert sein. Oder an einem Punt wo man das Gefühl hatten man ist nicht nur eine logistische Resource. Wir haben jetzt nicht erwartet dass wir als Weltreisen gefeiert werden, aber einfach nur die ganzen Sachen in einem Raum abzustellen war uns nicht genug. Das schlechte Wetter welches plötzlich da war konnte niemand vorhersehen und -sagen. Es hat aber wirklich den Anschein gähnt, hier war nichts dergleichen vorbereitet. Mit einem befreundeten Team haben wir beschlossen die Eigenspenden nicht zu entladen. Vielmehr wollen wir noch einen Versuch wagen und für ein SOS Kinderdorf in palästinensischen Grenzgebiet Spenden übergeben. Wir sind überzeugt das die Malstifte, Schreibblöcke und sonstige Utensilien, sowie die restlichen drei Kartons vom KinderKleiderKoffer dort gut aufgehoben sind und auch dringend benötigt werden.
Nachdem das nun geklärt und beschlossen war sind wir mit einem Wüstenschiff noch mal runter in die Stadt gefahren und haben ein paar Einkäufe erledigt. Brot, Käse, Effes Bier. Standardprogramm. Zurück am Fahrerlager haben wir die drei Wüstenschiffe optimal positioniert und festgemacht. Alle drei Heckklappen geöffnet waren dann wie ein Dach und so haben wir dann gesessen, was getrunken, eine Kleinigkeit gegessen. Irgendwann sind alle in ihre Schlafsäcke gekrochen und es kehrte Ruhe im Fahrerlager zu Van ein. und es sollte die kälteste Nacht sein, die wir im Laufe dieser Rallye erleben durften.

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[…] durch das OK organisiert. Das war hier und heute sehr gut geplant. Wir hatten da schon andere Erfahrungen bei der AOR 2014 gemacht. Die Schüler und Schülerinnen kamen klassenweise aus der Schule und die Übergabe erfolgte […]