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Van – Baycan – Bozova – Sanliurfa gefahrene Strecke: 577 km | Fahrzeit (inkl. Pausen und Tanken) 11:12 Std. Höhenmeter: 1.979mm |
15.05.2014
Brrrrrr, war das kalt. Heute benötigt glaube ich niemand einen Wecker, Prince, etc. Um so erstaunlicher ist es, das jetzt die Sonne scheint. Es ist kühl, aber sonnig genug ein Frühstück im Freien zu genießen. Carsten hat wieder seinen weltbesten Gaskocher aktiviert, es gibt lecker duftenden löslichen Nescafé Instantkaffee. Das Frühstück ist ausgiebig und gegen 07:30 verlassen wir Van um in Richtung Iskenderun zu fahren. Die Strecke ist für einen Tag zu lang, das OK schlägt vor in der Gegend von Diyarbakir zu übernachten.
Der Weg führt uns zurück am Van See vorbei, hinter der Abbiegung zum Iran fahren wir tatsächlich links. Man merkt an Autos, Leuten und Sprachen dass hier schon ein stark arabischer Einfluss herrscht. Autos mit syrischen Kennzeichen begegnen uns. Der Grenzverkehr zw. Syrien und der Türkei scheint zu funktionieren.
Was uns schon während der ganzen Reise durch die Türkei aufgefallen ist, hier ist es extrem. Es werden ganze Wohnsiedlungen gebaut, aber kein Mensch scheint dort zu wohnen. Diejenigen Wohnungen die noch nicht fertiggestellt worden sind wirken verlassen. Und es gibt an jeder Ecke Steinbrüche, Betonwerke, Kieswerke, alles was bauen im ursprünglichen Sinn zu tun hat. Nur werden die Bauten wohl nie fertiggestellt.
Irgendwann erreichten wir ein kleines verschlafende Nest welches mit dem Namen Baycan auf den Straßenkarten verzeichnet ist. Wie gewohnt erzeugen wir nach dem Parken große Aufmerksamkeit. Die Route wird von anderen Teams auf genutzt, sie halten zwar nicht in Baycan, aber auch ihnen ist ungeteilte Aufmerksamkeit beim durchfahren des Ortes gewiss. An einem Strassenrestaurant, der Grill steht vor dem Bürgersteig auf der Straße essen wir lecker türkisch Kepab, siMone und Simone wählen Hähnchen, der Rest nimmt traditionell Lammfleisch. Alles schön auf Spieße über dem offene. Feuer gegrillt, Salat dazu, lecker. Die Bestellung erfolgt rein auf basischer Sprache. Man fragt ob das Gleich vom Määäh, Muuuh, oder Kikeriki ist. Und schon weiß jeder was gemeint ist. siMone hat diese Sprache perfektioniert. In einem Mini Market noch schnell AA Batterien für den GPS Tracker gekauft. Das Teil verschlingt förmlich die Energiespender.
Weiter ging es in Richtung Diyarbakir, wir sind uns jetzt schon sicher dass wir noch ein paar Kilometer mehr fahren wollen und können um dem Ziel Osmaniye am nächsten Tag näher zu sein. Gegen Nachmittag laufen wir in der Nähe von Bozova ein. In einem Vorort machen wir noch mal eine Pause, trinken wieder Cay und essen eine Kleinigkeit. Darauf diskutieren wir wo und vor allem wie wir heute schlafen wollen. Wir waren uns schnell einig dass wir in der Nähe des Atatürk See’s im Zelt schlagen wollen. Google Maps zeigt eine kleine Straße die uns dorthin führen soll. Aus dem Schotterweg wurde ein Feldweg. Nichts was uns und den Wüstenschiffen ein Zucken in den Augenbrauen hervorrufen würde. Immerhin haben wir mit der Trans-Alpin-Strecke in Rumänien, dem Offroad Part bei der Chinesenrallye genug Eindrücke und Erfahrungen von schlechten Straßen sammeln können. Als der Feldweg sich in einen Weg wandelte wo man schon eher Trecker anstatt Wüstenschiffe vermutet wurden wir dann doch ein wenig nachdenklich. Der See war schon in Sichtweite, die gelbe Straße die uns Google Maps anzeigt ist die auf der wir uns befinden und zum See führt. Ok, wir hatten kein internet aktiviert, nur GPS und die Anzeige auf dem iPhone zeigt nicht viel, daher waren wir uns auch sicher dass dieser angezeigte Weg ein guter Weg ist. Also weiter gehts. Irgendwann erschien vor uns ein sehr schlammiger Abschnitt, aber es gab ein Stück worüber man ausweichen konnte. Nur das letzte Stück mündete wieder im den letzten zwei Meter des wasserdurchtränkten Erdreichs. MS Huckup wagte den Versuch, und …. scheiterte kläglich. Hinten rechts war das Rad zur Hälfte im Morast eingesunken, Teile des Fahrzeuges berührten den Boden. Mit vereinten Kräften schöben wir den Liegenbleiber aus seiner Notlage. Direkt im Anschluss waren wir uns auch einig dass wir das mit dem romantischen Zelten am See mal lieber sein lassen werden. Die beiden anderen Wüstenschiffe standen vor dem Schlammloch, der kürzlich havarierte MS Huckup dahinter. Wir mussten also über getrennte Wege wieder zurück zur Hauptstraße finden. Die beiden zurückgebliebenen machten also kehrt, ganz entgegnendem Motto welches wir uns selber, aber vor allem durch Carsten und Cord auferlegt hatten: „vorwärts immer! rückwärts nimmer!“ Über das Funkgerät welches in MS Huckup auch wieder zunehmend Probleme bereitet hörten wir plötzlich einen Hilferuf von MS Wappen von Moritzberg. „Wir sind jetzt auch steckengeblieben“. MS Rose konnte dem Gestrandeten helfen, wir waren ja durch ein großes Schlammloch getrennt. Wir hörten dann auch kurzfristig dass die Rettungsaktion erfolgreich verlaufen ist. Kurze Zeit später stand MS Huckup vor einem weiteren, noch größeren Schlammloch. Durch seine eher längliche Beschaffenheit malten wir uns entsprechende Chancen aus das Hindernis mit Schwung zu umschiffen. Pustekuchen. Mittendrin hat das Fahrzeug voll aufgesetzt, nichts ging mehr. Ich habe mich dann aus der Tür über die Motorhaube auf das Trockene gewagt um Hilfe zu holen. Die anderen beiden Wüstenschiffe können uns kaum finden. In größerer Entfernung habe ich ein Haus ausgemacht. Vielleicht ein Bauer. Die Sonne brennt auf einmal unerbärmlich. In den letzten Tagen im Prinzip immer kühl, teilweise sogar kalt, mit Regen, jetzt alles umgekehrt. Über 30 Grad. Das Haus des Bauern nähert sich. Und ich sah einen Trecker. Als ich das Haus erreicht hatte kam mir der Bauer schon entgegen. Mit Händen und Füßen erklärte ich von unserem Missgeschick mit MS Huckup. Direkt darauf setzten wir uns zusammen mit dem Trecker und einem Seil in Fahrt um den Havarierten aus seiner Lage zu befreien. Die Hilfsaktion war ein voller Erfolg. Der Bauer hat uns, also siMone und mich noch auf einen Cay eingeladen. Ayran gab es auch. die Einladung zum essen mussten wir aus Zeitgründen ablehnen. Die anderen beiden Schiffe haben schon mehrfach gerufen. Den drei Töchtern gaben wir noch ein paar Süßigkeiten und eine Handvoll Kuscheltiere aus unserem schier nie endenden Vorrat der KinderKleiderKoffer Sammel Aktion.
Es war ein gutes Gefühl wieder auf die anderen beiden Wüstenschiffe zu treffen. Direkt im Anschluss sind wir weiter in die Stadt Sanliurfa gefahren. Es war leider schon wieder spät geworden. Wir parkten die Autos an einem bewachten Parkplatz, die beiden Simone’s versuchten mit ihren Verhandlungskünsten das optimale Verhältnis zwischen Preis und Übernachtung zu finden. Ihre Strategie hatte in der Vergangenheit immer Erfolg. Auch heute. Wir trafen uns dann noch zum Essen, neben dem Frühstück zum vierten Mal heute. Vor offener Kulisse wurde türkisch Kebap für uns zubereitet. Und wir konnten auch ein Effes Bier trinken. In Restaurants in der Türkei außer in den Touristenhochburgen eine Seltenheit. Aber wir müssen die Flaschen in Papier einwickeln damit man das Edikett nicht erkennt. Natürlich wurde der Tag mit einem Cay beendet. Ein wirklich ereignisreicher Tag ging zu Ende, wie so oft völlig anders als geplant.