Tag 14 | Cildir Gölü (TR) – Doğubeyazıt / Ishak Pasha Palast (TR)
13. Mai 2016 | gefahrene Stecke: 345 km
War das eine kalte Nacht. Wir hatten es zwar warm in den Decken, mussten aber heute Nacht einmal auf Toilette gehen. Wenn man diesen Ort noch so als solches bezeichnen kann. Hier fehlt einfach eine anständige Fergussion oder deutsche Ingenieurskunst. Oder beides. Nach dem aufwachen war klar. Bei dem Wetter ist ein Frühstück nicht machbar. Es regnete natürlich wieder, bzw. immer noch. Ich weiß gar nicht mehr wann wir aufgewacht sind, es muss so gegen 06:00 Uhr gewesen sein. Nun wieder die Autos beladen. Wir müssen wenn wir im Auto schlafen immer die großen Gepäckstücke auslagern. Die Kartons mit den Notebooks und Tablets immer auf den Vordersitz und das was man nicht unmittelbar braucht und nicht wertvoll ist nun das Zelt. Um im Zelt zuschlagen war es gestern einfach zu kalt und zu naß. Wie ich schon gestern kurz angedeutet habe war der Platz komplett mit Fahrzeugen gefüllt, auch der Bereich den ausdrücklich nicht „beparkt“ werden durfte. Auf die Frage wohin sollen denn die nächsten 30-40 Teams parken die noch kommen … keine Antwort.
Heute wollen wir die ehemalige Schule von Nadir, ein OK Mitglied, besuchen. Dort werden wir unsere Schulranzen mit weiteren Teams übergeben. Auf dem Weg dorthin mussten wir aber erst mal einen Frühstücks-Cay trinken. Das Team #99 und #92 Rust’n Roll welches mit 6 Fahrzeugen unterwegs ist war auch da. Wie immer bei solchen Treffen über dies und das gequatscht. Aber auch hier müssen wir die Gemütlichkeit im Stuhl mit Schafsfell irgendwann beenden. Die Schule wartet und es ist noch ein ganz schönes Stückchen dort hin.
Jenseits der Hauptstrasse ging es dann in das Dorf mit der Schule. Hier gab es keine befestigten Straßen. Durch den Regen war alles sehr schlammig und aufgeweicht. An der Schule angekommen wurde die Übergabe der Schulranzen durch das OK organisiert. Das war hier und heute sehr gut geplant. Wir hatten da schon andere Erfahrungen bei der AOR 2014 gemacht. Die Schüler und Schülerinnen kamen klassenweise aus der Schule und die Übergabe erfolgte pro Team persönlich. Ein wirklich schöner Augenblick. Den Schulranzen hatten wir vorher noch mit Süssigkeiten und weiteren Give-Aways bestückt. Jetzt fiel mir auch ein dass ich gerne einen kleinen Brief in türkischer Sprache vorbereitet hätte um ein paar Grüße des Teams 78 zu übermitteln. Aber zu spät. Wir hatten eine Mädchen Klasse als Empfänger und die beiden Mädchen die den Ranzen dann von Simone und Simone persönlich überreicht bekommen haben waren sehr erfreut. Viele strahlende Augen hat man an diesem Vormittag gesehen. Mir persönlich ging das schon sehr nahe, wenn man bedenkt, dass die Themen in unseren Pausenhöfen zu Hause primär um die neusten Handys und Spielkonsolen drehen. Wenn man sich so umsieht kann man kaum einen Spielplatz erkennen. Und dieser ist aktuell überhaupt nicht nutzbar weil der Boden durch den Regen voll schlammig geworden. Einigen Kindern haben wir noch so Süssigkeiten und Schlüsselbänder in die Hand gedrückt. Und das eine oder andere „High Five“ wurde auch geübt. Ich glaube diese Aktion heute hat uns und den Kindern sehr gut gefallen. Nachdem wir in die Autos gestiegen sind war es die erste Zeit erst mal ruhig im Auto. Die Fahrt nach Kars, unserem nächsten Zwischenziel war anders als die anderen Fahrten. Vieles regte zum Nachdenken an, Kinder die trotz kargen Lebens glücklich sein können und sind. Der normale Alltag ist aktuell sehr weit weg, dazu tragen auch diese Erlebnisse zu bei. Und wir alle wissen das nach der Rallye eigentlich wieder viel zu schnell das Hamsterrad des Lebens sich drehen wird.
In Kars hatten wir eine neue und weitere Sonderaufgabe zu bewältigen. „Das Produkt“ der Region sollte ausfindig und fotografisch festgehalten werden. Es war natürlich der Kars Käse. Wir haben auch gleich mal ein Stück gekauft. In einem benachbarten Restaurant wurde das nicht genommene Frühstück mit dem Mittagessen zusammengelegt. Leider gab es auch hier kein WLAN, man bemerkte einige nervöse Zeigefinder und Wischgesten.
Das letzte Ziel unserer Etappe war heute der Ishak Pascha Palace in der Nähe von Doğubeyazıt. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Was auffällt ist die verstärkte Militärpräsenz. In der vorherigen Nacht hatten wir Donner gehört was sich aber als Kanonenfeuer herausstellte. Armenien war nicht weit und der Konflikt mit Aserbaidschan ist immer noch nicht beigelegt.
Im Ort vor der Burg haben wir uns erneut mit Lebensmitteln eingedeckt, Eine Herausforderung war das kaufen von Drillanzünder. Simone hat sich ja zum Drillmeister erkoren lassen, das Anzünden will nich nicht recht klappen, daher möchte sie gerne zu dieser erlaubten Doping Methode greifen. Und tatsächlich hat sie eine Flasche des Anzünders bekommen. Die Zeichensprache die ich teilweise erkennen konnte war jedenfalls abenteuerlich.
Den doch sehr steilen Anstieg zur Burg war für die Wüstenschiffe gerade noch so zu schaffen. Die Fahrerlager ließen wieder nichts Gutes erahnen. Toiletten wenn vorhanden kaum benutzbar. Duschen gar nicht vorhanden. Es ging also in den dritten Tag ohne Dusche. Und natürlich war man wieder komplett weg vom Leben in der Region. Das wird langsam zur Belastung. Im Prinzip fährt man weite Strecken von A nach B um dann im Fahrerlager abgeschottet von allen ins Bett, bzw. Schlafsack zu gehen. Das waren die Wiederholungstäter der AOR nicht gewohnt und kannten es auch nicht. Natürlich fing es wieder pünktlich an zu regnen, auch das wird langsam zum Problem für die Stimmung im Team und im Fahrerlager. Das Gelände ist/war/soll mal werden ein Vergnügungspark. Sowas wie Phantasialand in klein, aber nicht nutzbar. Ob nun noch nicht fertig, bereits für immer geschlossen oder was auch immer kann keiner sagen. Es gab jedenfalls eine Autoscooter Fläche mit Zelt drüber welches hier und da löchrig war, aber im großen und ganzen seinen Zweck erfüllt hat. Hier wurde dann wieder gegrillt. Ein Restaurant was eher den Eindruck einer Halle mit Tischen erweckte soll wohl auch Speisen angeboten haben. Auf seine sanitären Anlagen zu schließen war das jedenfalls für uns keine Option. Vielmehr witterte der Wirt seine große Chance und versuchte dann Efes in Dosen zu verkaufen. Alkohol in der Türkei ist teuer, staatlich angeordnet. Fünf bis sieben Türkische Lira sind normal und üblich. Das entspricht ca. 1,55 bis 2,10 Euro. Der Kollege wollte aber 14 TL für eine Dose Bier haben. Ich glaube so durstig war keines der Teams auf der Rallye. Irgendwann kam Bodo vorbei. Der Hildesheimer der im Team 50 mitfährt. Da Stühle knapp bemessen waren schob er sich einfach eine Autoscooter an unseren Tisch ran. Die Elektrische Anlage mit den offenen Lampenfassungen im und um das ganze Zelt haben leichten Augenzucken bei mir verursacht. Vor allem weil sie für uns auch noch eingeschaltet wurden. Ob denn auch das Gitternetz unter Strom stand konnte man nur erahnen. Wir haben uns jedenfalls darauf eingerichtet das die Scooter plötzlich losfahren ohne das irgendjemand auch nur ansatzweise irgendeine Aktion ausgeübt hat. Zum Glück blieb es nur bei der Vorstellung. Die Dinger sind nicht gefahren. Und so kam es das ich dem gemeinsamen Essen auch Bodo’s Rotwein Buddel irgendwann geöffnet wurde. Als Flasche kann man dieses 3 Liter Opossum nicht bezeichnen. Mit Plastikdeckel zum aufschrauben, ähnlich einer Cola, schenkte Body nach und nach ein. Er war nicht so schlecht wie wir alle das georgische Getränk eingeschätzt haben. Süffiger Landwein eben. Es wurde nett geplauscht, den Bodo haben wir näher kennen gelernt und er uns auch. War ein schöner Abend. Aber auch wieder sehr kalt und naß. Gegen 23:00 Uhr sind wir dann in den Fahrzeugen verschwunden. Alle hofften insgeheim dass wir morgen in Erzincan ein wenig zentraler zur Stadt, ja vielleicht sogar irgendwo in der Stadt „geparkt“ werden. Und das Wetter kann sowieso nur besser werden.
Lasst euch überraschen.