Tag 15 | Doğubeyazıt / Ishak Pasha Palast (TR) – Erzincan (TR)
14. Mai 2016 | gefahrene Stecke: 548 km
Unser selbstfüllende Luftmatratzen haben irgendwo ein kleines Loch. Die max. 4cm dicken Dinger haben bei dem ewigen hin und her Gepackt irgendwo was abbekommen. Trotzdem schläft man im Omega immer noch erstaunlich gut. Unsere Schlafsäcke die wir per Express 3 Tage vor der Rallye noch mal schnell bestellt haben weil wir die alten nicht gefunden haben halten mit den zusätzlichen warm. Und Platz hat man auch genug. Übrigens haben wir die Schlafsäcke in der ersten Nacht gefunden. Sie waren sehr platzsparend im Wurfzelt untergebracht. Seit Ende Mai 2014 🙂
Man mag es kaum glauben, aber draußen scheint die Morgensonne. Aufstehen, Mini-Katzenwäsche, so wie die letzten Nächte. Unsere Haare sehen super aus. Gut, Jörn hat keine oder nur sowas was man als sehr wenig bezeichnen würde. Simone und Simone sehen von Tag zu Tag mit ungewaschenen Haaren besser aus. Bei mir hilft nur noch eine Mütze um das widerspenstige Gestrüpp in Zaum zu halten.
Meine erste morgendliche Aufgabe ist das Aufsetzen von Wasser für Kaffee. Ich finde es immer noch unglaublich wie schnell man sich an den löslichen Kaffee gewöhnen kann. Selbst Jörn der schon das Mahlen von Kaffeebohnen mit hingebungsvoller Leidenschaft zelebriert und daher auf sehr anspruchsvoll ist was Kaffee angeht sagt „Hmmmm, lecker Kaffee“. Danach sind die Eier dran. Heute gibt es sie wieder. Rühreier als Teamchef. Die Pfanne musste erst mal von dem gereinigt werden. Vor drei Tagen ist sie nach Gebrauch ungewaschen in einen Plastikbeutel gewandert. Mit der extra angeschafften Spülbürste ein Klacks. Naja geht so. Aber echte Rallye’isten sind hart im Nehmen. Auch in Bezug auf unsere Lebensmittel möchte ich anmerken das wir schon seit Istanbul eine Melone durch die Welt fahren. Simone hat diese gekauft. Wir wollten diese fachmännisch wie i Jahr 2014 auf der Motorhaube zerlegen. Nur hat uns bis jetzt das Wetter einen Strich daraus gemacht. Aber mit über 4.500 km auf dem Buckel ist die Melone schon sehr weit gekommen.
Letzte Arbeiten, alles einpacken und dann Karten und Roadbook für den heutigen Tag studieren und planen. Abfahrt. Ich muss noch mindestens zwei Tagesberichte schreiben. Vorgestern und vorvorgestern. Es war einfach keine zeit und vor allem kein WLAN. Jörn und Simone fahren voraus. Wir sind irgendwie links und rechts und kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Jörn und sein Tablet waren irgendwie eins mit sich und der Welt. Auf die Frage wo wir eigentlich hinfahren und ob es links rum nicht besser wäre als jetzt rechts hatte Jörn glaube ich schon Flecken im Gesicht. Simone antwortete über Bordfunk „Lass Jörn mal in Ruhe, der ist gerade hektisch“. Aber am Ende hat die Symbiose gesiegt und wir haben den optimalen Kurs eingeschlagen.
Heute stehen über 500 km an, was in den Bergen dann auch gerne 8 Stunden Fahrzeit bedeutet. Irgendwann mussten wir dann auch mal wieder tanken. Irgendwie war der georgische Sprit nicht gut. Die Fahrzeuge haben noch nie einen so hohen Verbrauch gehabt, auch wenn wir hier teilweise steile Berge erklimmen mussten. Und endlich mal wieder eine Tankstelle mit WLAN. Aus dem Tanken wurden dann eine Internetsession mit Cay und diversen Toilettengängen. Ich denke mal, mindestens eine Stunde haben wir dort verbracht. Und durch Zufall unseren neuen Teil des Films „The Return of the FuntasticSix“ gesehen. Es ist erstaunlich wie es dotkomm schaffen konnte aus den Bruchstücken der übertragenen Daten einen Film zu machen. Immerhin ist der Upload der ersten zwei Rallyetage immer noch nicht abgeschlossen.
Fast 100GB an weiteren Rohmaterial warten noch auf den Upload. Das Netz und vor allem die Möglichkeiten ein kostenloses WLAN zu nutzen sind dieses Jahr sehr eingeschränkt. Und selbst eine 6GB Datenflat von Turkcell hätte uns nicht richtig weiter geholfen. Aber wir schaffen das, freut euch jetzt schon auf die nächsten Episoden.
Wir haben erst mal gelinde was das Zeug hält, einige Statusmeldungen geschrieben und das eine oder andere kleinere Video hochgeladen. Ein Tankstellen Highlight ist das Video von Simone und mir. Ich habe Tränen gelacht. Nachdem die Erdtanks der Tankstelle mit Benzin entleert, das WLAN komplett ausgesaugt und auf der angebotene Cay vollständig gelernt wurde haben wir freundlichen Gehupt die Tankstelle verlassen. Das Ziel heute ist Erzincan. Neben dem Tagesziel diese Stadt zu erreichen haben wir als FuntasticSix noch eine persönliche Sonderaufgabe. Murat Cokalp, Geschäftsführer im BOYA Autozentrum ist hier geboren. Und weil er es ermöglicht hat dass die unsere Wüstenschiffe eine so tolle und exklusive Lackierung erhalten haben möchten wir ihn mit einer Videobotschaft aus seinem Heimatort überraschen. Doch noch waren es einige Kilometer. Die Fahrt führte uns wieder durch wunderschöne Panoramen, die man mit der Kamera kaum festhalten kann. Heute sind auch wieder viele Aufnahmen entstanden. Eine davon ist z.B. von siMone und mir als wir Karnevalslieder von Cat Ballou und den Paveiern singen.
Unterwegs haben wir viele Teams getroffen die wir überholt haben oder die uns. Eines davon waren wieder die Rust’n Roll Gang. Einen Subaru Legacy hat es zerlegt. Querlenker gebrochen. Beide Räder stehen nach innen rein. Eine Weiterfahrt so unmöglich. Wir boten Hilfe an, die wurde aber nicht benötigt. hier hat es wirklich Vorteile das man mit drei Autos und dann noch zwei Teams, also 6 Autos unterwegs ist. Später lesen wir auf Facebook dass der Querlenker abenteuerlich geschweißt wurde und das Fahrzeug wieder fahrbereit ist. Rumheizen geht aber rocht mehr.
In Erzinfam angekommen bot ein gemauerter Bogen mit dem Schriftzug der Stadt die optimale Szenerie für das Video. Direkt rechts angehalten und ausgestiegen spricht uns ein Bewohner im besten Deutsch an.“Was macht ihr denn hier?“ Der Erzincaner hat jahrelang in Köln Weidenpasch gewohnt. Wir haben ihn gleich mal in unser Video eingespannt um den türkisch sprechenden Part zu übernehmen. Ich glaube Murat wird sich freuen.
Jetzt ging die abendliche Prozedur wieder los. Wo ist das Fahrerlager? Gerade als wir uns zu den Autos bewegten kam noch die Südheide Team 83 an. Und im direkten Anschluß das OK und sein Gefolge. Also alle rein und dem OK hinterher. Denn die müssen ja wissen wo das Fahrerlager ist. Was uns erstmal freut ist das das Lager wohl stadtnah scheint. Endlich mal. Doch die Freude währte nur von kurzer Dauer. Denn selbst das OK hat keinen Plan wo es hingeht. Sie drehten und fuhren zurück. Und alle dahinter liegenden Teams, es waren jetzt ca. 5-6, wie die Lemminge hinterher. Wir als letztes Team welches ja auch für seine sagen wir mal gemütliche Fahrweise bekannt ist haben uns an einer Ampel abhängen lassen. Und das obwohl jeder weiß dass selbst rote Ampeln in der Türkei gänzlich unbeeindruckten sind. Wir sind dann einen selbst recherchierten Hinweis nachgegangen und Jörn hatte Recht behalten. Das Fahrerlager war in der Nähe einer Fabrik die Mineralwasser produziert. Verdursten werden wir schon mal nicht war mein erster Gedanke. Und wie sollte es anders sein, das Fahrerlager lag wieder soweit ab von allen Leben das es jetzt wirklich nervt. Wie andere Teams machen wir gleich wieder kehrt und suchten uns ein Hotel. Eine Dusche wäre jetzt wirklich das schönste der Gefühle. Wir haben eines gefunden, es passt nicht direkt in das Rallyebudget, aber wir waren ja viele Nächte in gar keinen Hotel. In Summe liegen wir immer noch unter der Regelgrenze von 11,11 Euro pro Person und Nacht im Durchschnitt.
Für 6 TL gab es noch einen Dönerteller mit Reis, Salat und Ayran. Das Komplettes hat sich für mich gelohnt. Die anderen mögen kein Ayran oder nur bedingt. So hatte ich gleich drei mal leckere Milch zum Essen 🙂
Im Hotel dann erst mal geduscht, gleich zweimal hintereinander. Im Hotel WLAN konnte ich die bereits geschriebenen Tagesberichte hochladen und parallel läuft immer der Sync per Dropbox und FTP Upload. Ein File einer GoPro, ca. 3 GB groß braucht noch ca. 60 Stunden. Na dann. Wir gehen erst mal lecker riechend in die Hotelbar ein abendliches Efes trinken. Im Roadbook mussten wir noch eine Antworten dokumentieren und sind locker die Planung für den nächsten Tag durchgegangen. Um ca. 23:30 war Nachtruhe angesagt. So ganz ohne luftlose Luftmatratze, Schlafsäcken und Decken, sondern mit Federkernmatrazen und ganz kuscheligen Decken und Kissen. Gute Nacht.