Tag 21 | Dalyan (TR)
20. Mai 2016 | gefahrene und gezogene Strecke: 80 Meter
Nun ist es endlich soweit. Heute soll der neue Kamelbesitzer gekürt werden. Der Schlüssel wie sich richtig beantwortete Fragen, Sonderprüfungen und gefahrene Strecke zu einem Gesamtergebnis zusammenfügen bleibt uns wie immer schleierhaft. Und vielen der Jury bestimmt auch. Aber das ist ja sowieso nie das Ziel aller Teams. Keine ist gefahren um zu gewinnen. So wie auch niemand bei McDonald ist und er Laden immer proppenvoll ist.
Nach dem Frühstück mit frischer Milch ging es erst mal in Richtung „Fahrerlager“. Wir sind mit der RMS Hildesia hingefahren. Und voller Beleuchtung und mit allen Fanfaren die verbaut worden sind. Die Teams wurden vom Landrat der türkischen Gemeinde begrüßt. Burhan spielte wieder den Übersetzer in beide Richtungen. Unter dem hängenden Banner haben wir mit den Propellerheads das offizielle Finisher-Foto geschossen. Simone hatte anfangs ein wenig Mühe auf das Oberdeck der RMS Hildesia zu klettern. Am Ende waren aber alle oben und ritsch ratsch klick und das Foto war im Kasten.
Zur Orangenplantage wollten wir nicht fahren. Bei über 30 km hin und wieder zurück wollten wir jetzt nichts mehr riskieren. Die Formulare für die Überschreibung der Fahrzeuge na Nadir dem türkischen OK Mitglied verlief einfach. Der Mann ist auf einmal Besitzer von über 200 Autos und Motorrädern.
Wir als Team hatten jetzt unsere eigene Sonderaufgabe. Ein Sprung in den Pool mit den Team T-Shirts unter Beobachtung zweier Kameras und den zur Zeit ansässigen Gästen, welche wir vorsichtshalber informiert haben dass da jetzt vier Bekloppte mit Klamotten in den Pool springen. Könnte laut und nass werden. Kurzer Check von Licht und Sonnenwinkel. Dann würde runter gezählt. Und hüpf, bei drei sprangen wir alle in den Pool. Die Aufnahme mit der GoPro welche ich in den Händen hielt hat noch keiner gesehen, auch ich nicht. Mal sehen was die Agentur dotkomm daraus macht. Jetzt aber erst mal chillen auf den Liegen am Pool. Inkl. WLAN.. Ich möchte noch schnell einen Tagesbericht hochladen, schnell heißt hier immer mindestens 30 Minuten, denn das WLAN glänzt immer wieder durch Ausfälle.
Heute Abend soll auch noch die Musikaufgabe durchgeführt werden. Alle Teams spielen auf den mitgebrachten und mittlerweile mehrfach getauschten Instrumenten „Highway to Hell“. Aber anscheinend bin ich der Einzige der das so verstanden hat. Der Rest des Teams ist immer noch der Meinung das alle Teams das einzeln aufführen soll, in einer Art teamorientierten Fassung. Ich lasse sie mal in ihrem Glauben. Abenteuerlich was man da dann gehört hat. Auf der Ukulele wird Kraftwerk mit dem Hit „Autobahn“ geübt. Der Refrain ist dann „Highway Hell“ Das hätte sich Angus Young und Ralf Hütter auch niemals erträumt in einem Song vereint zu werden.
So langsam kam bei uns wieder der Hunger in den Vordergrund. Kein Wunder. Dieses Weißbrot hält den Magen maximal zwei Stunden im Zaum. Und ein wichtiger Schritt steht jetzt an. Die Abgabe der Fahrzeuge. Auch wenn sie uns am Ende ein wenig im Stich gelassen haben, so ins uns auch and Herz gewachsen. Ok, wir werden keine Tränen vergießen, und wenn dann nur imaginär. Die 80 Meter zum Treffpunkt wo alle Fahrzeuge dann geparkt werden und dann auch die Ruhe von teilweise wüsten Touren genießen können fahren wir im Schlepptau mit eigener Kraft hin. Im Vorfeld haben wir die Wüstenschiffe soweit entladen und die meisten Sachen und Dinge welche übrig waren dem dort ansässigen Tierheim gestiftet die mit dem Erlös aus dem Verkauf ein paar Lire dazuverdienen können. Da standen sie nun. RMS Hildesia und MS Wappen von MoritzbergI II sahen immer noch gut aus. Die auffällige Lackierung von BOYA Autozentrum war über alle Teams bekannt. Natürlich auch weil wegen dem ewigen Gehupe und Gejaule der akustischen Signalgeber sich sowieso jeder umgedreht hat. Eine perfekte Mischung, die wir bei zukünftigen Rallyes noch intensivieren wollen. Nachdem alle Abschiedsfotos geschossen wurden sind wir zu einem Restaurant geschlendert welches und am Abend vorher ins Auge gesprungen ist. Evtl. auch weil es eines der wenigen Restaurant war die nicht so aufdringlich und penetrant die Speisekarte aufschwatzen wollten. In einem schönen Innenhof saßen wir nun, wir haben den Wunsch nach Fisch geäußert. Und da kam er der 2,5 kg Brocken aus Fleisch und Schuppen. Fangfrisch natürlich. Plus zusätzlichen Scampi und Salat und Vorspeise. Der Fisch wurde im ganzen in einer Salzkruste im Steinofen für die Vertilgung durch die FuntasticSix vorbereitet. Was ollen wir sagen? Selten so lecken Fisch gegessen. Und selten so viel. Das Restaurant Tunay in Dalyan gilt als Funtastischer Geheimtipp.
Nach über zwei Stunden war alles restlos verputzt. Wir sind dann noch mal zum Treffpunkt der Fahrzeugabgabe gegangen. Zwischenzeitlich waren viele andere Fahrzeuge dort abgestellt worden. Hier wurde auch wieder das Organisationstalent des OK sichtbar. Auf die Frage was den mit den gesammelten und gepflückten Orangen passieren soll wurde lapidar mitgeteilt. Macht sonst was damit. Kam bei den meisten Teams nicht gut an. Kurzerhand fing ein Team an die Orangen die sich in Kisten und Tüten befanden in ein Golf Cabrio welches von einem OK Mitglied gefahren wurde auszukippen. Viele andere Teams und Unmengen an Orangen folgten. Das OK fand es nicht lustig, die Teams umso mehr. Beim nächsten Mal einfach mal bessere oder nachvollziehbare präzise Angaben machen liebes OK.
Noch ein kulinarisches Highlight wollten wir uns nicht entgehen lassen. Gerda’s Café ist eines der bekanntesten Cafés auf Dalyan. Eis und Waffeln und echter Kaffee soll es sieb. Für alle. Aber leider ist gerade der Strom ausgefallen. Außer Eiskaffee gibts nichts. Zum Glück hielt der Ausfall nicht lange an. Irgendwie waren wir dann auch nicht mehr in der Lage irgendwas zu essen. Und sei es ein Kaugummi. Aber lecker war es, den ganzen Tag.
So langsam mussten wir uns für das Highlight des Tages vorbereiten. Schrittfrisch machen für die Preisverleihung. Um 19:00 Uhr gehts los. Die ersten Teams sind auch schon da. Ein paar offizielle Worte dürfen natürlich nicht fehlen. In türkisch und in deutsch. Dann wollte man bei strahlenden Sonnenschein auf Hohe des Fussbodens einen Film von Manuel Ribis zeigen. Manuel hatte mal eben einen kurzen 3 Minüter geschnitten. Es war zu hell und die Leinwand zu tief. Während man die Leinwand auf die Bühne bauen will soll die Musikaufgabe von allen Teams (was habe ich gesagt?) vollzogen werden. Alle Teams bzw. die Instrumententräger versammelten sich vor der Bühne und versuchten nun Highway to Hell zu spielen. Es war grauenvoll. Als Zugabe dann noch Bruder Jakob. Genauso schlimm. Auch wenn ein echter Dirigent versucht hat die Meute in Griff zu kriegen. Überhaupt sah dieser Programmpunkt sehr hektisch aus. Auch vom zeitlichen Ablauf her. Na gut. Jetzt der Film von Manuel. Eine ganz andere Art von AOR Film. Ich finde sehr gut gemacht. Veröffentlichung demnächst hier auf dem Blog.
Dann ging es los. Wilfried vom OK startete mit den ersten Teams und den Platzierungen. Es gibt sowieso nur Sieger. Aber drei davon haben es besonders gut gemacht. Das Kamel wird präsentiert. Schönes zotteliges Viech. Mit vielen Klimperkram und Bling Bling dran und eine Mütze die als Maulkorb genutzt wird. Die Roadbooks liegen oben bereit. Die FuntasticSix und weitere Teams erhalten die Auszeichung für den Vierten Platz. Die Medaillen dieses Jahr haben den Anschein als wären sie in einer Schießbude geschossen werden. Einfaches Blech, der Schriftzug fehlerhaft aufgedruckt. Viele , vor allem Wiederholungstäter fragen sich, was soll das sein? Die Medaillen aus den Jahren zuvor waren schwer, gegossen, bemalt. Was für die Ewigkeit. Und das hier? Hat den Anschein als würden sie den Abend nicht überleben. Weiter geht’s. Ordentlich Zug drin in der Preisverleihung. Den dritten Platz machten die Südheide, Team 83. Nummer zwei geht an Millers Racing Team, #4 aus Minden und der erste preis geht erstmalig in die Schweiz. Die Jungs von „No Camel no Cri“ Team 12 haben es tatsächlich geschafft. Ich freue mich für die drei Gewinner, aber auch für alle Teams die es bis ins Ziel Geschäft haben. Es gab die klassischen Fotos. Das Kamel kann dieses Jahr wohl tatsächlich ausgeführt werden. Vielleicht sehen wir bald Bergkamele bei den Eidgenossen. Und es gab Pokale, auch eine Neuerung. Sonst gab es immer Kamel in drei verschiedenen Größen für die Gewinner. Die waren schön aus Glas auf einer Holzplatt mit Schriftzug drauf. Kitschig wie man es erwartet und dann auch wieder dem Event voll und ganz entspricht. Die Pokale waren, man glaubt es ja kaum aus Kunststoff. Das ist ja wohl ein Witz denke ich mir. Und mit dieser Meinung bin ich wieder nicht alleine. Schade dass man diese Leistung mit Artikeln aus dem Kaugummiautomaten belohnt.
So, und15 Minuten später war alles vorbei, das OK verschwunden und die Teams sind in alle möglichen Restaurants, Cafés und Kneipen ausgewandert. Wohl auch weil wieder eine türkische Band zeigt dass leise spielen jeder kann. Mit der Lautstärke eines startenden Jumbos brüllten die irgendwas ins Mikrofon. Über Geschmack läßt sich ja streiten. Aber viel laut. Interessant an dieser Tatsache ist ja dass die türkische Bevölkerung diese Art von Lautstärke als normal empfindet. Seelenruhig sitzen sie da und und lassen das dB-Gewitter auf sich einprasseln.
Eine richtige Siegerparty gibt es nicht, wie auch, wenn alle irgendwo im Ort übernachten und das OK auch keine zentrale Siegesfeier organisiert sondern direkt nach der Preisverleihung nach Hause fährt. Da kann ich nur den Kopf schütteln. Die Allgäu Orient Rallye hat ihr offizielles Ende gefunden. Ich freue mich für mich und mein Team die Rallye ohne große Schäden und in Summe gut überstanden zu haben, wir reden sogar noch miteinander was bei dieser Rallye auch nicht der Regelfall ist. Wir hatten eine schöne Zeit, anstrengend und aufregend zugleich. Glückwunsch noch mal an die Gewinner, also alle Teams. Morgen geht’s nach Hause. Mir kommt der Gedanke hoch warum wir nicht erst am Sonntag fahren, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. So wie jetzt. Bis später.
@alle: wir gratulieren euch zum Zieleinlauf !!!