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Istanbul asiatisch – Kandira – Düzce – Venicaga – Ankara gefahrene Strecke: 482 km | Fahrzeit (inkl. Pausen, Tanken) 11:41 Std. Höhenmeter: 1.150m |
09.05.2014
Ohne Prince werden wir wach. Sonnenaufgang ist schon längt passiert. Es ist ca. 06:10. Aufstehen, den Rest anziehen, den man im Schlafsack nicht angezogen lassen wollte. Keine Dusche, kein Frühstück, das Wetter nasskalt. Es hat über Nacht geregnet. Alles was in unserem Fahrzeug „untergestellt“ wurde muss wieder raus, denn Jörn und Simone, sowie Cord und Carsten haben im Wüstenschiff geschlafen, siMone und ich im Zelt. Daher alles wieder auf drei Schiffe verteilen und unsere Outdoor Utensilien wieder im Wüstenschiff MS Huckup einladen.
Dann gehts los. 07:00 ihr zeigt die Uhr an. Damit des noch schlafende oder vor sich hindösende Fahrerlager auch weiß, dass wir jetzt unterwegs sind habe ich mit wachsender Begeisterung meine Druckluftfanfare leergetrötet.
Der Weg nach Ankara gestaltete sich als grundlegend anders als die anderen Routen die wir bis jetzt gefahren sind. man hatte manchmal das Gefühl als würde man durch den Regenwald fahren. Tiefgrüne und tiefhängende Bäume etliche Links-Rechts-Kombinationen rauf und runter. Irgendwann sind wir in einem extrem verschlafenden Ort angekommen, den Namen konnte sich leider keiner merken. Wir hatten ja wie schon geschrieben keinen Kaffee und eigentlich gar kein Frühstück gehabt, wir wollten in einem Café einen schönen Kaffee trinken. Das mega konservative Männercafe staunte nicht schlecht, als zwei Frauen im Schlepptau von 4 Typen das Café betraten. Man duldete uns, wohl auch mit dem Wissen dass man uns sowieso nicht bekehren kann. Vielleicht hat man auch bemerkt, dass wir nicht geduscht hatten.
Im Café herrschte gefühlt 40° Grad. Nach einiger Zeit haben wir 6 türkische Kaffee und 12 Cay (türkischen Tee) getrunken und sage und schreibe 15 TL bezahlt. Das sind mal eben 5 Euro. Gegenüber war noch ein Mini Market. Wir haben uns noch mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt. Immer wieder finden unsere Motorhauben Bewunderung. Die Flaggen, die Grüße und Sprüche aus der Heimat und von unterwegs sorgen für optimalen Gesprächsstoff. Nachdem auch geklärt war warum MS Rose eine Gummiente von Eintracht Braunschweig auf der Motorhaube befestigt hat ging die Fahrt weiter.
Als nächstes kamen wir in eine Ortschaft, eher ein kleines Städtchen mit dem Namen Kandira. Bei einem Kreisel mussten wir drehen und wir kamen zum ersten Mal in eine Polizeikontrolle. Wir waren uns eigentlich keines Vergehens bewußt. Und es kam noch dicker. Die Polizisten haben uns wohl erwartet, sie kamen mit Süssigkeiten zu uns. Die lokale Presse machte fleißig Fotos, wir mussten auch alle aussteigen, um ein Gruppenfoto zu machen. Carsten blieb im Wüstenschiff, als einziger. Vielleicht hängt das mit einer bestimmten Fahndungsliste zusammen, wir wissen es nicht.
Die Route Richtung Ankara verlief problemlos. Wir haben natürlich hier und da eine Rast gemacht, was gegessen, Kaffee getrunken und dabei einige Teams in der Vorbeifahrt begrüßt. Sehr nett finde ich immer das Team Rainers of the lost Camel aus der Schweiz, Team #36. Beim ersten Mal (ohne sie zu sehen) habe ich wirklich gedacht die Polizei ist hinter uns.
Als der, ich nenne es mal Triumph Bogen die Ankunft in Ankara signalisierte bahnte sich das Chaos des heutiges Tages an. Treffpunkt/Fahrerlager Ankara war das Hippodrom. Blöd nur, dass es zwei gibt und Ankara unverhältnismäßig größer als Hildesheim ist. Und eines ist noch außergewöhnlich für die Türkei. Jeder Einwohner kennt nicht eine Straße in seiner Heimatstadt. Und wenn er sie kennt, dann hat man von fünf Türken fünf Himmelsrichtungen und fünf Routen. Manchmal auch mehr, es hier, oder da, vielleicht auch dort sein. Ich fühlte mich ein wenig wie Grob und Krümelmonster aus der Sesamstrasse, die einmal hier und auch gleichzeitig dort sein wollten.
Sei es drum, wir sind also wie die Irren durch Ankara gedüst, der Verkehre schon bekanntermaßen nach türkischen Verkehrsregeln, also mit hupen und drängeln, aber mit dem notwendigen Respekt auf den letzten 5cm. Aber Istanbul ist immer noch Faktor 5 vom Verkehrsaufkommen.
Uns fiel ein, dass wir zusammen mit dem Roadbook eine Karte von Ankara erhalten haben. Verzerrt kopiert, schlechte Auflösung, man konnte Ankara erkennen. Die Geisterfahrer.in standen bei der Roadbook Ausgabe vor uns. Michael ist schon letztes Jahr gefahren. Mit dieser Aussage hat jemand vom OK einen Ort in der Mitte der Karte geschwärzt. Bei uns nicht. Also auf ein neues, wie kommen wir dahin? Auf einer Tankstelle fragen wir. Grundsätzlich antworten immer 4-6 Leute gleichzeitig, natürlich auf türkisch, was mir schon bei einer Antwort Kopfzerbrechen bereitet. Mit 6 unterschiedlichen Aussagen zur gleichen Zeit ist es wie als würde man den Kopf in die Waschmaschine stecken und 90° Hauptwäsche inkl. Vorwaschgang wählen. Jemand der erstaunlich gut die englische Sprache beherrscht bietet sich an vorweg zu fahren und auf ein Zeichen sollen wir rechts abbiegen, immer geradeaus und dann wären wir endlich am Zielort. Die Vorfreude ist nur noch aus dem Gesicht zu meißeln. Der Troß setzt sich in Bewegung. Irgendwann kommt das Zeichen. Yeah, rechts abbiegen. Wir danken freundlich mit unseren Schiffshorn der Wüstenschiffe und los. Die Straße war nach 50m zu Ende. Das befriedigende Lächeln wechselte schlagartig in versteinerte Mienen, mit dem Hang zu roter Gesichtsfarbe.
Aus Wut, aber auch Verzweiflung habe ich Thomas vom Team #13 per Whatsapp eingeschrieben. Ich bin davon ausgegangen das er schon wieder seit Stunden am Zielort ist. Die Dauer kann ich nicht konkretisieren, aber da war er. Nach 30 Sekunden kam die Antwort. Uns allen blieb die Spucke weg. Von dem Ort war weder im Roadbook was zu lesen, noch hat jemand von uns mitbekommen das es hier eine Planänderung gegeben hat.
Egal, Maschinen AK voraus und Abfahrt in Richtung Olympic Parc. Wir wollten eigentlich noch ein wenig „Sightseeing“ in Ankara machen. Das Thema hat sich dann auch erledigt. Zum einen war es schon spät. ca. 19:30, wir gottverdammte 4 Stunden durch diese Stadt gekurvt. Zum anderen ist das Fahrerlager so weit außerhalb, wir müssen mit 3 Fahrzeugen fahren, wieder zurück kommen, alles Katzenklo.
Im Fahrerlager angekommen haben wir noch ein paar Lebensmittel gekauft, andere Teams getroffen, die sagen wir „not amused“ waren über die Planänderung. Trotz der Einkäufe haben wir uns kurzerhand entschlossen ein Restaurant für den Abend aufzusuchen. Irgendwie hatten wir, auch weil das Wetter sich wieder verschlechtert hat, keine Lust auf schlafen im Auto oder Zelt. Simone hat den Wirt des Restaurants gefragt ob er eine gute und günstige Pension kennt. Geendet hat das Gespräch mit Austausch der digitalen Fotos über die Familie der letzten 12 Generationen und etlichen zusammen gerauchten Zigaretten und türkischen Tee’s. Die Belegschaft des Restaurants hatte wohl schon Feierabend, man merkte förmlich wie die Jungs nach Hause wollten. Aber der Chef hatte sich mit Simone festgeschwafelt. Ich konnte noch weitere Bilder über das freie WLAN hochladen. Dann hatten wir wieder das Glück das der Restaurantbesitzer uns den Weg nicht nur zeigen wollte, sondern auch vorgefahren ist. Der Hildesheimer-Rallye-Omega-Wurm setzte sich wieder in Bewegung. Nach dem ersten Abbiegen schwante mir Böses. Und ich sollte Recht behalten. Das so gute und günstige Hotel ist das Hotel welches am Olympia Parc steht. Für heute komplett überteuert, komplett abgewrackt, aber für diejenigen die ein Zimmer trotz des Preises hatten wenigstens mit Dusche und WC (zum sitzen wohlgemerkt), und trocken und warm. Auf Rückfrage hätten wir das letzte Zimmer bekommen können. Eine Suite für 3 Personen, mit einem Kingsize Bett, einem Einzelbett und gnädigerweise dürfen drei weitere Personen mit auf das Zimmer kommen. Schlafen könnte sie ja in zwei Sesseln. Wo denn die sechste Person schlafen sollte, hatten wir versucht zu fragen. Ab hier konnte man weder englisch noch gebrochen deutsch verstehen oder sprechen. Das das Zimmer geite 120 TL anstatt 90 kosten, hat man noch hinbekommen. Wir waren bockig und haben das Zimmer dem Team #63 Yalla Yalla überlassen, die wahrscheinlich auch jeden Preis gezahlt hätten. Sie sahen müde und sehr verfroren aus. An der Bar habe ich Wilfried, Chef des OK und der Allgäu-Orient-Rallye getroffen. Ich denke mal, ich war nicht der erste der ihm die Meinung über das Thema Hippodrom wird eigentlich wie Olympia Parc geschrieben, gesagt haben. Nachdem ich meinen Frust über die unnötigen Stunden in Ankara und die nicht vorhandenen Informationen im Broadcast Verfahren abgeladen habe sagte er nur: „Es hing doch ein Zettel im Hippodrom.“ Meine Antworten darauf, nachdem ich kurz 210 Puls verspürte, war kurz und knapp: „A: Welches Hippodrom?“ und „B: Wo soll ich einen Zettel auf ca. 50.000qm finden?“ Er lächelte, ich weiß nicht mehr was ich für einen Gesichtsausdruck hatte, ich weiß nur, ich brauchte schleunigst was zu trinken. Wir haben noch zwei Bier an der Bar genommen und sind dann ins Auto verschwunden. Heute also alle 6 FuntasticSix’ler im Auto. Der Omega bietet viel Platz. Alles was im Kofferraum noch verstaut ist haben wir in ein Zelt gepackt. Heckklappe zu, Schuhe aus, wenig bis keine Kleidungsstücke ausgezogen, denn es war sehr kalt in dieser Nacht. Gute Nacht. Brrrrrrrrr